Mit Proudhon im Hinterkopf

Warum mit einer Reichensteuer nur etwas zurückgegeben wird

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 1 Min.

»Eigentum ist Diebstahl«, sagte der französische Anarchist Pierre-Joseph Proudhon, mit dem sich Karl Marx heftige Debatten lieferte. Diesen berühmten Ausspruch müssen 100 Millionäre im Kopf gehabt haben, die jetzt im Zuge des Weltwirtschaftsforum forderten, dass ihr Vermögen besteuert werden solle.

Mit Proudhon im Hinterkopf wirkt diese Bitte um die Besteuerung des eigenen ungebührlichen Reichtums nicht wie eine edle, sondern wie eine reumütige Tat. Sie fußt auf der Überzeugung, dass die eigenen Privilegien ihre Ursachen in den Nachteilen anderer haben. Und so ist es auch. Große Vermögen können in der Regel nicht durch eigene Arbeit erwirtschaftet werden. Sie werden meist vererbt und eigentlich immer haben sie ihren Ursprung in der Ausbeutung anderer Menschen Arbeit und/oder der Aneignung öffentlicher Ressourcen. Gleichzeitig mangelt es den Menschen am unteren Ende der Gesellschaft häufig am Nötigsten, muss sich die Mittelschicht zum Erhalt des Lebensstandards abhetzen und die öffentliche Hand überall sparen, weil der oberste Teil der Gesellschaft den größten Teil des Reichtums auf sich konzentrieren kann. Insofern würde eine Reichensteuer eben nur das wieder zurückgeben, was illegitimerweise privatisiert wurde.

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