Zusammensitzen reicht nicht

Rainer Rutz über die bislang kaum vorhandene Unterstützung Berlins durch den Bund in der Flüchtlingspolitik

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Mühlen des Bundes mahlen offenbar langsam. Während in Berlin von Tag zu Tag mehr Menschen ankommen, die vor dem brutalen Angriffskrieg in der Ukraine geflohen sind, heißt es von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zur Verteilungsfrage: »Wir sitzen tagtäglich mit den Ländern zusammen.« Und: »Bei der Aufteilung müssen wir auch europaweit gucken, wie wir da gerecht und solidarisch miteinander umgehen.« Zugegeben, panischer Aktionismus ist in der aktuellen Situation wenig hilfreich. Aber zusammensitzen und gucken ist halt auch extrem mau.

Über 6500 Kriegsflüchtlingen hat das Land Berlin bislang ein Dach über dem Kopf organisieren können. Um Platz zu schaffen, wurde Ende vergangener Woche am Ankunftszentrum in Reinickendorf sogar binnen weniger Stunden ein Containerdorf mit nicht-ukrainischen Geflüchteten geräumt. Eine Aktion, für die die Senatsintegrationsverwaltung nicht zu Unrecht Prügel eingesteckt hat, auch wenn sie im Nachgang beteuerte, dass als Folge der »Notmaßnahme« keiner der bisherigen Bewohner auf der Straße gelandet sei.

Das Stichwort lautet Not. Noch lässt sich die Frage einer halbwegs adäquaten Unterbringung und Versorgung der Kriegsflüchtlinge über einen offenkundig kurzen Draht mit jeweils anderen Bundesländern klären. Noch kann Berlin darauf bauen, dass viele Menschen bei Verwandten, Bekannten und Helfern unterkommen. Aber jeder und jedem dürfte klar sein, dass die Stadt hier demnächst an ihre Grenzen stoßen wird. Ob bei der Schaffung von Kita- und Schulplätzen, der Bereitstellung medizinischer Ressourcen, vor allem aber bei der bundesweiten Verteilung derjenigen, die nicht in der Stadt bleiben wollen: Berlin braucht dringend Hilfe vom Bund. Und zwar nicht irgendwann, sondern schnell.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal