Die Klassenfrage an der Tankstelle

Was die Aussagen von Saarlands Ministerpräsidenten Hans über sein Bild von Geringverdienenden aussagt

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 1 Min.

Beim Auto werden Klassenunterschiede deutlich. Und seit dem Ukraine-Krieg geht es nicht mehr nur darum, ob man mit dem SUV oder Kleinwagen fährt oder sich gerade mal ein Bus-Ticket leisten kann. Denn Tobias Hans, seines Zeichens Ministerpräsident des Saarlandes, meinte, jetzt nicht nur Stimmung gegen die hohen Spritpreise machen, sondern nebenbei auch Geringverdienende diskreditieren zu müssen. So seien von der Preisexplosion infolge des Ukraine-Krieges nicht mehr nur letztere betroffen, sondern auch »fleißige« Leute, meinte der CDU-Politiker und implizierte damit, dass Geringverdienende anscheinend nicht fleißig sind.

Dahinter steckt die Meinung, dass hohe Einkommen durch Leistung verdient seien und wer arm ist, faul sei. Doch schaut die kapitalistische Realität anders aus: Hohe Einkommen sind häufig nicht durch Leistung legitimiert, schon gar nicht, wenn sie auf Erbschaften basieren. Vor allem aber haben Geringverdienenden meist eine psychisch und körperlich besonders belastende Arbeit. Das zeigen etliche Studien, die CDU-Politiker Hans offenbar ignoriert. So haben Geringverdienende etwa wegen des ganzen Stresses eine geringere Lebenserwartung als andere. Sie sind also die eigentlich »fleißigen Leute«, auch wenn Konservative das nicht wahrhaben wollen.

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