Besetzung ist ein legitimes Mittel

Angesichts von Mietwucher, Verdrängung und Obdachlosigkeit in der Haupstadt sind Hausbesetzungen eine adaquate Reaktion.

  • Patrick Volknant
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Mittel von Hausbesetzer*innen sind bekanntlich beschränkt, doch angesichts der herrschenden Zustände in der Hauptstadt mehr als nachvollziehbar. Wer sich in Berlin unter Zeitdruck auf Wohnungssuche begeben muss, macht Bekanntschaft mit Existenzängsten, Menschen werden zugunsten von Luxuswohnungen aus ihren Kiezen verdrängt und Obdachlose gehören zum täglichen Anblick auf den Straßen. Wenn dann begehrter Wohnraum über Jahre hinweg nicht genutzt wird, lässt sich das nur schwer erklären.

Dass mit Hausbesetzungen nicht nur Missfallen ausgedrückt, sondern tatsächlich auch etwas bewegt werden kann, war am Beispiel Habersaathstraße zu erkennen. Den Aktivist*innen gelang es, rund 60 obdachlosen Menschen mitten im Winter ein Dach über dem Kopf zu erstreiten. Mittes Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel sorgte für eine vorübergehende Einigung mit dem Eigentümer. Dass es sich hierbei um eine vorübergehende Lösung handeln würde, war klar. Und doch gelang es, in der vergangenen Woche für Überraschungen und Hektik zu sorgen: Zunächst wurde den Bewohner*innen in einem zumindest unglücklich formulierten Brief der Abriss in Aussicht gestellt. Dann hieß es plötzlich, Geflüchtete sollten anstelle der ehemals Obdachlosen in die Straße einziehen.

Mittlerweile ist der Bezirksbürgermeister wieder zurückgerudert. Zurück bleiben einmal mehr Verwirrung und die Erkenntnis, dass sich Transparenz nur lohnen kann. So sind es wohl weniger die berüchtigten Besetzer*innen, die für Chaos in der Hauptstadt sorgen - sondern die politisch Verantwortlichen selbst.

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