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Leben am Rande des Abgrunds

Ahmad Reza Djalali ist wegen angeblicher Spionage für den Mossad im Iran zum Tode verurteilt

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.
Personalie / Todesstrafe im Iran: Leben am Rande des Abgrunds

Am Sonnabend soll Ahmad Reza Djalalis Leben zu Ende gehen. Der 50-jährige iranisch-schwedische Mediziner wurde 2017 von einem iranischen Gericht zum Tode verurteilt, seine Exekution solle am 21. Mai vollstreckt werden, berichteten iranische Medien. Die iranischen Behörden werfen ihm Spionage vor: Er soll geheime Informationen an den israelischen Geheimdienst Mossad weitergegeben haben, um dessen Agenten bei der Ermordung iranischer Atomwissenschaftler zu helfen. Israel habe ihm anschließend auch geholfen, eine Aufenthaltsgenehmigung in Schweden zu erhalten. Djalalis Anwalt sagt, das Geständnis seines Mandanten sei unter Folter erzwungen worden.

Der Sprecher des UN-Menschenrechtsbüros forderte den Iran am Dienstag auf, die drohende Hinrichtung von Ahmad Reza Djalali zu stoppen und das Todesurteil aufzuheben. Mitglieder des Europaparlaments hatten den Iran schon im Februar aufgefordert, ein sofortiges Moratorium für die Anwendung der Todesstrafe einzuführen, um so einen Schritt zur Abschaffung der Todesstrafe und zur Umwandlung aller Todesurteile zu machen. 

Amnesty International zufolge nutzt der Iran den Fall Djalali als »Figur« in einem »grausamen politischen Spiel«. Es gebe »immer mehr Beweise dafür«, dass die iranischen Behörden Djalali »als Geisel halten und mit seiner Exekution drohen, um Dritte dazu zu zwingen, ihn gegen Vertreter des iranischen Staats auszutauschen, die im Ausland verurteilt wurden oder vor Gericht stehen«. Amnesty spielt an auf einen Prozess in Schweden gegen den früheren iranischen Gefängnisangestellten Hamid Nuri, dem vorgeworfen wird, 1988 an Massakern in iranischen Gefängnissen beteiligt gewesen zu sein.

Djalali arbeitete am Karolinska Medical Institute in Stockholm und war 2016 bei einer Reise in den Iran verhaftet worden. Schweden gewährte ihm 2018 die Staatsbürgerschaft, da saß er bereits im Gefängnis. Teheran behandelt iranische Staatsbürger ausschließlich als Iraner – ohne Ansehen weiterer Staatsbürgerschaften. Cyrus Salimi-Asl

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