Wenn in Berlin die Lichter ausgehen

Die Debatte darum, wie in der Hauptstadt Energie gespart werden soll, setzt sich fort

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Die Energiedebatte nimmt in der Hauptstadt weiter Fahrt auf. Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) verwahrte sich zuletzt am Dienstagabend dagegen, angesichts steigender Preise und fehlender Überlegungen geäußert zu haben, in der kommenden Kälteperiode sollten Turn- und Sporthallen als »Wärmeinseln« für Bedürftige genutzt werden. Der Landessportbund hatte diesbezüglich Befürchtungen geäußert. Kipping selbst habe in keinster Weise in diese Richtung gedacht, stellte die Senatorin daraufhin klar. »Ich mache mir gerade wirklich viele Gedanken über den bevorstehenden harten Winter der Energiearmut und was Berlin da zum Abfedern leisten kann. In diesen vielfältigen Überlegungen kommen Turnhallen nun gerade nicht vor«, erklärte sie.

Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hatte sich im Zusammenhang mit der Frage möglicher Energieeinsparungen am Mittwoch dafür ausgesprochen, öffentliche Gebäude wie das Rote Rathaus oder das Brandenburger Tor nach Mitternacht nicht mehr anzustrahlen. »In der Lage, in der wir sind, muss man alle Möglichkeiten zum Energiesparen prüfen«, sagte Giffey.

»Auch bei der Straßenbeleuchtung muss es eine Abwägung von Sicherheitserfordernissen und Einsparmöglichkeiten geben«, so die SPD-Politikerin weiter. »Aber die Frage ist: Was ist nice to have, und wo kann man in diesen Zeiten sagen, wir fahren an der einen oder anderen Stelle runter?«, gab sich die Regierende lässig und erneuerte ihren Achtsamkeitsappell: »Ich glaube, dass wir alle Möglichkeiten zum Energiesparen nutzen müssen«, so die Regierende Bürgermeisterin. »Ich bin als Kind so groß geworden: Wenn keiner im Zimmer ist, wird das Licht ausgemacht. Das ist ganz einfach und nichts Neues.«

Manche Gebäude ab Mitternacht nicht mehr anzustrahlen, sei ein vernünftiger Kompromiss. »Es geht darum, zuerst da zu sparen, wo es nicht so schmerzhaft ist«, sagte Giffey. »Wenn ich sage, wir schauen uns hier im Rathaus unsere Beleuchtung an oder unsere Vorlauftemperaturen bei den Heizungen, dann heißt das ja nicht, dass irgendjemand frieren muss.« Auch an den öffentlichen Orten und in öffentlichen Einrichtungen zu schauen, wo sich der Verbrauch senken lasse, sei legitim. »Und das sollte man auch überlegen – was nicht heißt, dass Berlin dann dunkel ist. Es geht um maßvolle Einschränkungen, die leicht umzusetzen sind und schnell einen Beitrag zum Einsparen leisten können.«

Angesichts der Energieknappheit und stark gestiegener Preise für Strom oder Gas hatte FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja am vergangenen Wochenende angeregt, öffentliche Gebäude wie den Funkturm, das Brandenburger Tor, die Siegessäule oder das Rathaus Charlottenburg nach Mitternacht nicht mehr anzustrahlen.

Britta Wolters, stellvertretende Sprecherin der Berliner Messe, deren Tochtergesellschaft unter anderem Betreiberin des landeseigenen Funkturms ist, erklärt gegenüber »nd«, für ihr Unternehmen sei Energieeinsparung und die Reduktion von CO2-Emissionen »schon seit Langem von großer Bedeutung«. Neben einem Energiesparmanagementsystem für das gesamte Messegelände kämen diverse Technik- und Infrastrukturmaßnahmen zum Einsatz. Mehr als 500 Energiezähler seien an allen Gebäuden installiert, um den Verbrauch zu beobachten und dementsprechend zu optimieren. Bei Strom- und Wärmeversorgung setzt die Messe auf zwei eigene Blockheizkraftwerke und die Verfeuerung von Holzpellets. Mehr als ein Drittel des Strombedarfs werde durch Eigenproduktion gedeckt, der zugekaufte »Grünstrom« komme zu 100 Prozent aus Wasserkraft. Ein nicht mehr beleuchteter Funkturm kam vor diesem Hintergrund nicht zur Sprache.  Claudia Krieg mit dpa

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