Der Rasenmähermann

Eine Lärmbelästigung der besonderen Art

  • Hagen Bonn
  • Lesedauer: 2 Min.

Stellen Sie sich bitte eine Reihenhaussiedlung vor. Mit, sagen wir, 100 Häuschen. Okay? Das bedeutet dann aber auch, dass Sie stillschweigend folgende Umstände mitdenken müssen: 99 Kredite, 50 Hunde, 36 Ehescheidungen, fünf herrenlose Fahrräder und ja – 120 Rasenmäher! Nein, ich habe mich nicht verzählt. Es sind immer 20 Rasenmäher mehr da, als benötigt werden. Wäre ja nicht auszudenken, wenn auch nur an einem einzigen Tag zwischen Juni und September kein Motorengeräusch im Labyrinth der Hecken zu hören ist. Kakophonie! Wie ein Schwarm Harley-Davidson, der bei einer Beerdigung munter um die Urne kreist.

Rasenmäher fallen mit ihrem diffusen Geräusch meines Erachtens unter das Kriegswaffenkontrollgesetz (KrWaffKontrG). Ich rede von einer Mischung aus Mückensurren, Basketballprellen und Kinderquengeln an der Supermarktkasse. Ich rede also von offenem Terrorismus! Anders: Was muss man tun, um einen Rasenmäher anzuschalten? Kabel, Steckdose, Schalter – alles falsch. Ich lege mich einfach im Garten auf meine Hollywoodschaukel! Oder auf die richtig große der Nachbarn, wenn sie im Urlaub sind. Vorhang auf: Früher oder später, garantiert eher früher, geht irgendwo dieser miese, tückische Motor an und fräst sich genüsslich durch meine Gehirnwindungen!

Ah, da fällt mir eben dieser Film aus den frühen 90er Jahren ein. Mit Pierce Brosnan und Jeff Fahey: »Der Rasenmähermann«. Jeff spielt einen geistig zurückgebliebenen Gärtnergehilfen … eben den titelgebenden Rasenmähermann. Wenn wir mal ehrlich sind: Rasenmähermänner sind immer geistig, äh … So wie Politiker halt: Wenn du kein klinischer Narzisst bist, stell dich erst gar nicht zur Wahl. Oder Lehrer: Wenn du Kinder magst, mach ’ne Umschulung! Jedenfalls hat dieser Kino-Rasenmähermann einen netten Nachbarn (ist eben Hollywood), und der forscht mit Affen …

Ich kürze mal ab: Unser Rasenmann bekommt ein paar Pillen und ist von da an richtig fit im Kopf. Alles klar? Der Film geht dann noch eine Stunde weiter, was wir hier nicht weiter ausführen müssen, weil sich bereits eine einfache Lösung für unser Mähproblem aufgetan hat: Wir verteilen Pillen in den Reihenhaussiedlungen oder besser, wir impfen gleich!

Wer dagegen ist, muss die Konsequenzen tragen: Der Rasen wird entfernt, und die Fläche wird sauber ausbetoniert und nach dem Aushärten, voilà – grün angestrichen. Und nun stellen Sie sich bitte noch mal meine Reihenhaussiedlung vor. Nun ist Ruhe. Endlich Sommer!

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