Neue Stuben für den Funkerberg

Auf dem historischen Areal sollen bezahlbare Wohnungen entstehen

Der Aufbau der Stände sei in vollem Gange, so lautet die jüngste Nachricht vom Königs Wusterhausener Funkerberg. Auf dem Gelände, das mit einer ersten deutschlandweiten Übertragung eines Weihnachtskonzerts im Jahre 1920 die Wiege des deutschen Rundfunks darstellt, findet seit 2011 zwischen den verbliebenen historischen Sendehäusern und einem Sendemast das Festival Bergfunk Open Air statt. Am kommenden Freitag und Sonnabend wird es wieder soweit sein.

Veranstalter ist der gemeinnützige Verein »Stubenrausch – Kultur, Musik, Leben«. Den Vereinsmitgliedern liegt nach eigenen Angaben »an der Weiterentwicklung der kulturellen Landschaft unserer Heimat«, für die sie sich einsetzen. »Unser Ziel ist es, das Potenzial und Talent, besonders von Nachwuchskünstlerinnen und -künstlern zu fördern, außergewöhnliche Veranstaltungsorte wie den geschichtsträchtigen Funkerberg zu beleben und gemeinsam mit unseren Gästen begeisternde Momente zu teilen.«

Mit dem Weihnachtskonzert wurde einst Radiogeschichte geschrieben und in gewisser Hinsicht auch Musikgeschichte. Daran knüpft das Festival an, das hunderte Besucher anzieht. Der Funkerberg sei aber auch ein wichtiger Wirtschaftsstandort und ein Identität stiftendes Symbol der Region, betont die Kommunale Arbeitsgemeinschaft Dialogforum Airport Berlin-Brandenburg, in der sich brandenburgische Städte und Gemeinden sowie Berliner Bezirke im Umfeld des Hauptstadtflughafens BER zusammengeschlossen haben. Nicht zuletzt sei der Standort auch eines der Leitprojekte im gemeinsamen Strukturkonzept, heißt es. »Der Funkerberg sendet wesentliche Impulse für die Entwicklung der Stadt Königs Wusterhausen und der Region«, erklärt Bürgermeisterin Michaela Wiezorek (parteilos) am Dienstag. Der Berg profitiere von der Nähe der Technischen Hochschule in Wildau und biete Potenzial. »Wir wollen auf diesem Areal in innerstädtischer Lage zukünftig zusätzlich bezahlbare Wohnquartiere schaffen.« Im Moment sei der zweite Bauabschnitt in Vorbereitung. Königs Wusterhausen wolle diesen noch einmal mit der Stadt Wildau überarbeiten und den Rahmenplan abstimmen. Ziel sei ein interkommunales Bauplanungsverfahren. »Wir haben vorher mit unserer B-Planung an der Gemarkungsgrenze aufgehört«, berichtet die Bürgermeisterin. »Nun erkennen wir, dass wir über unsere Grenzen hinausdenken müssen.«

Wildau hat ein kleines finanzielles Polster. In Königs Wusterhausen musste das Stadtparlament in der Vergangenheit wiederholt um den Haushalt ringen. Die Kommune stehe trotzdem überraschend gut da, meint Linksfraktionschef Michael Wippolt. Insofern ist nicht ganz klar, was Bürgermeisterin Wiezorek meint, wenn sie von unterschiedlichen Voraussetzungen spricht, denen man gerecht werden müsse. »Wir müssen unseren kommunalen Haushalt und die Kassenverordnung sozusagen überlisten, denn beide Städte müssen wirtschaftlich in der Lage sein, das B-Planverfahren anzuschieben und zu finanzieren«, sagt die Rathauschefin. »Der politische Wille ist da, das gemeinsame Ziel ist da«, versichert sie.

Linksfraktionschef Wippolt sagt, der frühere Bürgermeister Swen Ennullat (Freie Wähler) habe das Thema Funkerberg drei Jahre lang verschleppt. Seit dessen Ablösung sei nun eine Verständigung mit der Stadt Wildau möglich, zu der Flächen des Funkerbergs gehören. Auch auf Wildauer Seite eröffnen sich neue Möglichkeiten für eine Kooperation. Hier wurde Bürgermeisterin Angela Homuth (SPD) nach Korruptionsvorwürfen abgewählt.

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