Zusammenkommen statt allein heizen

Linke in Lichtenberg will öffentliche Einrichtungen in der kalten Jahreszeit länger öffnen

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 3 Min.

Kerstin Zimmer will Lösungen für krisenbetroffene Berliner*innen, die aus Angst vor zu hohen Energiekosten die Heizungen herunterdrehen. Die Linke-Bezirkspolitikerin möchte dafür aber keine Turnhallen als Wärmeorte öffnen, wie es immer wieder als Vorschlag durch die Öffentlichkeit geistert. „Wenn wir an den Orten die Angebote ausbauen, an denen die Menschen sowieso sind, ist das viel sinnvoller», sagt Zimmer am Donnerstag zu „nd». Die Turnhallen würden anderweitig dringender benötigt. Sie hat daher mit ihrer Fraktion einen Antrag in der Bezirksverordnetenversammlung eingereicht, dass diese beschließen möge, dass beispielsweise Jugendfreizeiteinrichtungen, Seniorenbegegnungsstätten und Familienzentren im kommenden Herbst und Winter öfter und länger öffnen. 

Viele Einrichtungen seien nicht ausgelastet, glaubt Zimmer. Wenn sich hier Bedarf und Möglichkeiten abzeichneten, seien aber sowohl der Bezirk als auch das Land gefordert, Unterstützung anzubieten, zum Beispiel wenn es um Personal gehe. „Ehrenamtlich ist das nicht zu machen», ist sich die Linke-Politikerin sicher. Gleichzeitig wisse sie um die gute Selbstorganisation in vielen Einrichtungen, auf die man setzen könne.

Auch bei höheren Betriebskosten müsste entsprechende Unterstützung geleistet werden. „Aber ist es nicht besser, diese Orte gemeinsam zu nutzen und auch den sozialen Zusammenhang zu stärken, als wenn tausend Leute allein ihre Wohnungen beheizen», fragt Zimmer. Was auf keinen Fall passieren dürfe, sei, den Betrieb der sozialen Einrichtungen herunterzufahren. „Wir haben in der Coronakrise gesehen, dass uns das teuer zu stehen kommt, sowohl finanziell als auch sozial, weil viele Menschen danach noch mehr Unterstützung bedürfen. Wir haben eine soziale Verantwortung, das Miteinander zu fördern», erklärt die Linke. 

Dem stimmt auch Yvonne Mathei vom Familienzentrum Matenzeile zu. Aber wie bei insgesamt zwei Mitarbeiterinnen in Teilzeit zusätzliche Öffnungszeiten zu stemmen sein sollen, kann sie nicht sagen. „Beim besten Willen, da haben wir keine Kapazitäten.» Die Leiterin des Familienzentrums wünscht sich, dass Politiker*innen in die Einrichtungen gehen und fragen, was wirklich gebraucht werde. „Wir hören von den Sorgen der Menschen, aber bevor man sich eine tolle Idee überlegt, muss man genau nachfragen: Was ist gewollt?», sagt Mathei zu „nd».

Ihre Kollegin Mascha Sörensen vom Familienzentrum „Kind und Kegel» sieht das ähnlich. „Hier in Karlshorst ist die Situation aber eine andere als in anderen Teilen des Bezirks», gibt die Koordinatorin zu bedenken. Natürlich diskutierten auch hier die Menschen, die an drei Nachmittagen in der Woche das Familienzentrum besuchen, die aktuellen Ereignisse. Aber als existenziell bedroht nehme sich noch niemand wahr, glaubt Sörensen.

Sie findet den Vorschlag der Bezirks-Linken gut. „Perspektivisch könnten wir auch an zwei weiteren Nachmittagen öffnen, aber meine Kollegin und ich arbeiten in Teilzeit und haben selbst Familien, für uns allein ist das nicht machbar», weist sie auf ein ähnliches Problem hin wie Yvonne Mathei.

Der Antrag der Linksfraktion wurde zunächst in den entsprechenden Ausschuss verwiesen. Das sei schade, findet Kerstin Zimmer. „Man hätte es auch sofort beschließen und dann zeitnah eine Runde machen können mit Einrichtungen, Trägern und Energiebeauftragten des Bezirks, um zu klären, welche Möglichkeiten da sind und was genau es braucht.» Warme Orte und mehr soziales Miteinander ganz sicher. 

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