Post für den Weihnachtsmann

Saisonstart in der beliebtesten deutschen Weihnachtspostfiliale in Himmelpfort

»Ich geh vom Nordpol zum Südpol zu Fuß« – Schlagerstar Frank Schöbel sang das zuerst 1973. Extremsportler Robby Clemens machte es als erster Mensch in den Jahren 2017 und 2018 wirklich. Angeblich am Nordpol aufgebrochen, aber nicht bis zum Südpol gereist, sondern nur bis Himmelpfort in Brandenburg, ist jetzt der Weihnachtsmann. Er traf dort am Dienstagmittag auch nicht zu Fuß, sondern mit einem gelben Elektrofahrzeug der Deutschen Post ein.

Vor der Weihnachtspostfiliale in der Klosterstraße 23 begrüßten ihn freudig Kinder von der Grundschule Bredereiche, informierte die Deutsche Post. Bis Heiligabend werden der Weihnachtsmann und 20 Engel als seine fleißigen Helfer wieder Briefe mit den Wunschzetteln von Kindern aus aller Welt beantworten, heißt es.

Wer ganz sicher pünktlich bis zum Fest eine Antwort haben möchte, muss seinen Brief so abschicken, dass er spätestens bis zum 11. Dezember eintrifft. Die Adresse lautet: An den Weihnachtsmann, Weihnachtspostfiliale, 16798 Himmelpfort (Absender nicht vergessen). Etwa 8000 Briefe sind dieses Jahr bereits vor der traditionellen Eröffnung der Filiale eingegangen.

Im vergangenen Jahr wurden bis Heiligabend 320 000 Wunschzettel aus 58 verschiedenen Staaten der Erde in das kleine Nest bei Fürstenberg/Havel (Oberhavel) gesendet. Damit steht dort nicht nur die einzige ostdeutsche, sondern auch die beliebteste unter den sieben Weihnachtspostfilialen in ganz Deutschland. Briefe beantwortet der Weihnachtsmann auch noch aus Himmelsthür. Das Christkind schreibt aus Engelskirchen, Himmelpforten und Himmelstadt, der Nikolaus aus Nikolausdorf und St. Nikolaus. Alle Filialen zusammen erhielten im vergangenen Jahr 648 850 Wunschzettel.

Im brandenburgischen Himmelpfort ging es 1984 los: Zwei Kinder aus Berlin und Sachsen hatten auf gut Glück an den Weihnachtsmann geschrieben. Die Postbotin konnte den Brief damals nicht zustellen, wollte ihn aber auch nicht mit dem Vermerk »Empfänger unbekannt« zurückschicken und antwortete selbst. Das sprach sich herum, sodass sie bald Hilfe von Kollegen brauchte, weil nun im Schnitt 75 Briefe pro Jahr kamen.

Nach der Wende stieg die Zahl erheblich: auf 1000 bis 2000 Briefe pro Tag in der Vorweihnachtszeit. Nebenbei konnten das die Postmitarbeiter nicht mehr bewältigen. Das Unternehmen engagierte 1995 erstmals zwei Helfer. Und der Weihnachtsmann kommt nicht nur umweltbewusst mit einem Elektrofahrzeug, er und sein Team schreiben den Kindern auf Recyclingpapier. Die Antworten tragen einen begehrten Sonderstempel.

Die Wunschzettel nach Himmelpfort und die Antworten von dort durchlaufen das Briefzentrum in Hennigsdorf bei Berlin. »Diese lieb gewordene Schreibaktion ist für alle Postmitarbeiter und die Menschen in der Region eine echte Herzensangelegenheit«, erklärt der zuständige Niederlassungsleiter André Bauer. »In Zeiten von Whatsapp und Co. können viele Kinder damit den besonderen Wert eines selbst gestalteten Briefes ganz neu für sich entdecken.« Zum Teil sind die Wunschzettel kleine Kunstwerke und von den Kindern etwa liebevoll mit aus Papier gebastelten Rentieren geschmückt. Die Kleinen sehnen sich erfahrungsgemäß nicht nur nach Spielzeug und anderen Geschenken. Sie wünschen sich beispielsweise auch Frieden.

Zum Postweg gibt es für jene Kinder, deren Weg nach Himmelpfort nicht zu weit ist, eine Alternative: Sie können bis Heiligabend jeweils donnerstags bis sonntags mit ihren Eltern oder Großeltern hinfahren, zwischen 11 und 17 Uhr ihren Wunschzettel persönlich abgeben und von einem Podest aus das Treiben in der geschmückten Weihnachtspostfiliale beobachten. Da die Filiale nicht genügend Platz bietet, nimmt der Weihnachtsmann die Briefe in der Regel am Fenster entgegen.

Die Reise lohnt sich generell: Himmelpfort ist ein wunderschön zwischen Seen im Wald gelegener Ort mit einer malerischen Klosterruine.

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