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Ein ordentlicher Schuss Selbstvertrauen
Die deutschen Biathletinnen und Biathleten sind kurz vor der WM in Oberhof richtig gut drauf
Sophia Schneider ist in diesem Winter zum ersten Mal regelmäßig beim Weltcup dabei, die Höhen und Tiefen der Skijägerei hat die fröhliche Oberbayerin dabei zuletzt jedoch im Schnellverfahren durchwandert. Vor einer Woche war sie regelrecht verzweifelt, nachdem sie sich auf der slowenischen Hochebene Pokljuka in der Mixed-Staffel zwei Strafrunden eingehandelt hatte. »Es tut mir extrem leid für die anderen«, beklagte Schneider den fünften Platz des Quartetts des Deutschen Skiverbandes (DSV) da noch. Bei den Wettkämpfen im meist verregneten Ruhpolding, bei denen Justus Strelow am Sonntag zum Abschluss als Achter im Massenstart für das beste DSV-Ergebnis sorgte, sah das wenige Tage später schon ganz anders aus.
Nach Rang 33 im Einzel zeigte die gebürtige Traunsteinerin speziell in der Staffel, was wirklich in ihr steckt. Bei ihren beiden Schießeinlagen kam sie, wie in Slowenien auf Position drei eingesetzt, diesmal ohne Extrarunde davon. Und angeschoben vom Lärm auf den voll besetzten Rängen, schnappte sich Schneider auf ihrer Schlussrunde nacheinander die Schweizerin Elisa Gasparin und die Tschechin Marketa Davidova. Nebenher machte die 25-Jährige noch 15 Sekunden auf die dreimalige Olympiasiegerin Marte Olsbu Röiseland aus Norwegen wett, übergab als Dritte an Schlussläuferin Denise Herrmann-Wick – und strahlte im Ziel: »Heute ist’s richtig gut dahingegangen.«
Schon auf den ersten Metern habe sie erfreut gedacht: »Oh, was ist denn da los?« Und los war, dass sie vor den entzückten Zuschauern auf ihren Skiern letztlich »fast geflogen« sei. Ähnliches berichtete auch ihre Staffelkollegin Vanessa Voigt, beim Massenstart-Sieg der Französin Julia Simon gute Fünfte. Weil Team-Oldie Denise Herrmann-Wick, die zwecks Belastungssteuerung auf den abschließenden Massenstart verzichtete, auf ihrer Runde Schneiders Aufholjagd fortsetzte, konnten die DSV-Frauen am Ende Rang zwei hinter den Norwegerinnen bejubeln. »Das war irgendwie so beflügelnd vor den vielen Heim-Zuschauern. Das ist fast so, als ob man getragen wird«, berichtete Voigt anschließend selig.
Bei den Männern gab es tags zuvor dasselbe Bild: Die in diesem Winter überragenden Norweger, im Massenstart mit einem Vierfacherfolg auftrumpfend, standen nach dem Staffelrennen einmal mehr ganz oben auf dem Treppchen. Doch gleich dahinter kam das deutsche Silber-Quartett, bestehend aus David Zobel, Johannes Kühn, Benedikt Doll und Roman Rees. Zwei zweite Plätze gab es für die Weltcup-Gastgeber also in den Staffeln. Das macht, gerade mit Blick auf die Mannschaftswettbewerbe, Mut für die Heim-WM in Oberhof.
Zuversichtlich stimmt Männer-Bundestrainer Mark Kirchner dabei vor allem, dass Kühn seine Unsicherheit vom Dezember zuletzt mit konstanten Ergebnissen überwunden hat. Im Massenstart rutschte der Niederbayer nach sechs Schießfehlern zwar nur auf Rang 27 über den Zielstrich. Doch prinzipiell weist die Formkurve bei ihm nach oben. »Ihn weiter auf dem Zettel haben zu können, ist extrem wichtig für die Teamwettbewerbe«, betonte Kirchner entsprechend.
Ein ähnliches Bild bietet sich bei den deutschen Frauen mit der zuletzt unbeschwert auftretenden Sophia Schneider. Deren Schnelligkeit in der Loipe und ihre positive Ausstrahlung sind umso wichtiger, weil sich mit Franziska Preuß eine wichtige Leistungsträgerin der vergangenen Jahre mit dem Einstieg in die nacholympische Saison noch immer schwertut. In ihrer oberbayerischen Heimat musste die 28-Jährige, die immer wieder von gesundheitlichen Malaisen geplagt wird, bereits die dritte Weltcup-Station in diesem Winter auslassen.
Eine letzte Gelegenheit, vor dem Saisonhöhepunkt noch einmal einen ordentlichen Schuss Selbstvertrauen zu tanken, bietet der Weltcup in Antholz – der am Donnerstag mit dem Sprint der Frauen startet. »Das tut schon ein bisschen weh«, kommentiert Frauen-Coach Kristian Mehringer den zerrupften Saisonverlauf der Staffelweltmeisterin von 2015. Immerhin ist Preuß inzwischen wieder ins Training eingestiegen. »Wir haben die Hoffnung, dass sie bei der WM dabei ist und dort Topleistungen abrufen kann«, blickt Mehringer betont optimistisch nach vorne.
Bis zu den globalen Titelkämpfen am Grenzadler bleiben noch dreieinhalb Wochen Zeit. Los geht es dort am 8. Februar mit der Mixed-Staffel – und im Thüringer Wald dürfte es dann noch mal eine Spur lauter zugehen als in den vergangenen fünf Tagen im Chiemgau. Einzel-Olympiasiegerin Herrmann-Wick erhofft sich für die erste Februarhälfte jedenfalls »eine richtig geile Biathlon-Party«. Und Mark Kirchner gab gerade bekannt: »Wir freuen uns extrem auf Oberhof.« Ein Satz, bei dem die Bayerin Sophia Schneider, mit acht Fehlschüssen im sonntäglichen Massenstart auf Platz 30, dem gebürtigen Thüringer dank ihres jüngsten Staffel-Erlebnisses in Ruhpolding kaum widersprechen wird.
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