Spargel-Saison: Es braucht ein Ende des Kults

Der heutige Spargelanbau ist weder fair noch ökologisch, meint Yannic Walther

  • Yannic Walther
  • Lesedauer: 2 Min.

Es sei das »privilegierteste Gemüse Deutschlands« und so etwas wie »der alte weiße Mann der Kulinarik«, schrieb die Kolumnistin Margarete Stokowski schon vor Jahren. Die Empörung von selbsternannten »Genussmenschen« und Lokalfürsten ließ nicht lange auf sich warten.

Auch Brandenburg besitzt zusammengenommen eine der größten deutschen Plantagen für das den Deutschen angeblich liebste Gemüse. Von Plantagen zu sprechen, ist dabei nicht allzu weit hergeholt. Immer wieder werden die Arbeitsbedingungen auf den Spargelfeldern kritisiert, weil sich Betriebe kreative Lösungen wie beispielsweise die Anrechnung überteuerter Unterkunftskosten überlegen, um die Löhne für die zumeist aus Polen und Rumänien kommenden Erntehelfer zu drücken. Denn man muss ja mit der Konkurrenz aus Spanien und Griechenland mithalten.

Um mit den Spargelimporten aus wärmeren Gefilden konkurrieren zu können, wird der Erntebeginn seit Jahren auch immer wieder vorverlegt. Weil aber der Boden so früh im Jahr noch nicht die erforderlichen Temperaturen von über zehn Grad erreicht hat, kommen großflächig Thermofolien und teils auch eine Art unterirdisches Heizungssystem zum Einsatz. Spargelanbau ist deshalb heute alles andere als ökologisch – weder der Import per Lkw noch der regionale Anbau, der Unmengen Plastikmüll verursacht.

Nun bringt es ja bekanntlich nicht so viel, Deutsche über das aufzuklären, was da auf ihrem Teller liegt. Auch will natürlich niemand, dass sich nur noch Gutverdiener das ohnehin schon luxuriöse Gemüse leisten können. Es braucht deshalb einen allgemeinen Sinneswandel, der den Spargel an Attraktivität verlieren lässt.

Verbündete in diesem ökologischen Kampf gibt es übrigens schon immer. Es sind die Kinder, die sich am Sonntagstisch fragen, warum man ein in einer Buttersauce ertränktes Gemüse, das sich nicht zerkauen lässt, überhaupt essen soll.

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