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Kindertag: Eltern als Problem

Sie wissen alles besser oder tun zumindest so

  • Stefan Malta
  • Lesedauer: 3 Min.
Was man wissen sollte: Eltern haben auch Eltern gehabt.
Was man wissen sollte: Eltern haben auch Eltern gehabt.

Eltern sind nicht ohne. Auf jeden Fall nicht ohne Kinder. Das Problem an Eltern ist, dass man sie sich nicht aussuchen kann. Sie wissen alles besser oder tun zumindest so. Und verlangen dafür Dankbarkeit. Für was auch immer. Vielleicht dafür, dass sie sich nicht getrennt haben, als man klein war? Im ersten Jahr nach der Geburt tut das jedes zweite Paar. Wenn man Pech hat, wird man da als Kind hineingezogen und muss anhören, wie die eine Seite über die andere schimpft. Oder man soll sich entscheiden, zwischen schlecht und auch schlecht. Wenn man aber alt genug ist, kann man sagen: Ist doch eure Sache, nicht meine.

Dabei haben sich viele Eltern auf ihr Elternsein vorbereitet. Bücher gelesen, Kurse besucht, nachgedacht. Oder eben nicht. Kinder seien wie das Wetter, sagen sie, das ist mal so und so. Nur ist das ein Wetter, das sich nur sehr, sehr langsam verändert. Trotzdem wollen die Eltern die Regeln machen. Sie vertreten die Kultur, wie es in der Schule immer heißt, die alte wie die neue Kultur, kommt ganz drauf an. Es gibt Väter, die sich nie oder nur selten blicken lassen. Alleinerziehende Väter gibt es nur ganz selten. Alleinerziehende Mütter massenweise. Doch es gibt auch Mütter, die werden zu Vätern und umgekehrt. Manche Kinder haben zwei Väter oder zwei Mütter, manche aber auch alle vier. Das Blödeste, was Kinder zu hören bekommen können, ist: Es war schon immer so. Wie soll man da als Kind reinpassen? Man ist doch etwas Neues oder etwa nicht?

Wenn die Eltern zuhören und Zeit haben, ist es gut. Wenn sie nicht da sind, kann das gut sein, aber auf Dauer eher nicht. Wenn Eltern nur über ihre Kinder reden, ist das auch nicht gut. Als wenn sie sonst nichts interessieren würde: Die Welt ist doch viel größer als eine Familie. Und weil das so ist, haben Eltern viel Stress und oft zu wenig Zeit und/oder zu wenig Geld. Immer soll alles irgendwie funktionieren. Das macht Familie so anstrengend. Aber wenn es klappt, dann kann man entspannen, hat genug Zeit für neue Sachen.

Dabei muss man aber bedenken: Eltern haben auch Eltern gehabt und das merken sie noch immer. Viele wollen darüber nicht gerne reden. Das ist schon mal kein gutes Zeichen. Doch es ist ein gutes Zeichen, wenn die Eltern so tun, als wären sie beste Kumpels, aber dann doch behaupten, dass manche Kumpels eben gleicher sind als andere Kumpels? Das könnte allerdings damit zusammenhängen, dass viele Eltern ihr Leben lang Angst haben, dass ihre Kinder falsche Entscheidungen treffen. Den Kindern soll nichts passieren, das ist das oberste Gesetz. Und wenn man die Kinder auf einmal nicht mehr im Gewimmel oder im Meer oder auf dem Bahnhof sehen kann, bricht Panik aus.

Es kann passieren, dass Großeltern zu ihren Enkeln netter sind, als sie es zu ihren Kindern waren. Vielleicht haben sie nun mehr Zeit und sind entspannter oder sie haben über sich nachgedacht? Viele Eltern tun ja so, als müssten sie das nicht. Stimmt schon: Wer nicht fragt, bleibt dumm.

Und hier eine alte Weisheit aus dem Kino: »Wer Kinder hat, für den ist nichts mehr, wie es einmal war«, sagt Bill Murray in dem Film »Lost in Translation« von Sofia Coppola (2003). Und genau das macht die Sache spannend, für alle Beteiligten.

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