Apothekenstreik: Die Türen blieben zu

Beim Protesttag machte die Branche für bessere Bedingungen und höhere Vergütung mobil

  • Christopher Wimmer
  • Lesedauer: 2 Min.
Streik! Die übergroße Mehrheit der Apotheken blieb am Mittwoch geschlossen. Die Branche fordert höhere Honorare und bessere Bedingungen.
Streik! Die übergroße Mehrheit der Apotheken blieb am Mittwoch geschlossen. Die Branche fordert höhere Honorare und bessere Bedingungen.

Aus Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung blieben die meisten Apotheken in Deutschland am Mittwoch geschlossen. Mehr als 85 Prozent der Apotheken beteiligten sich. Die Arzneimittelversorgung wurde über Notdienststellen aufrechterhalten, wie die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) mitteilte. Die Branche wollte mit ihrem bundesweiten Protesttag auf Personalnot und Mehraufwand etwa wegen Lieferengpässen von Medikamenten aufmerksam machen. Zudem fordern die Apotheker*innen bessere Bedingungen und eine höhere Vergütung.

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Die Pauschale von 8,35 Euro pro rezeptpflichtigem Medikament für Beratung sei seit zehn Jahren nicht erhöht worden und soll auf zwölf Euro steigen, so die ABDA. Die Pauschale müsse zudem regelmäßig an die Kostenentwicklung der Medikamente angepasst werden. Für den Extra-Aufwand bei nicht lieferbaren Medikamenten soll es für jeden Austausch 21 Euro als Zuschlag geben.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat den Forderungen eine Absage erteilt. Er äußerte Verständnis dafür, dass die Apotheken auf Honorarwünsche hinwiesen. Mangels zusätzlicher Haushaltsmittel und steigender Beiträge für die Krankenversicherungen gebe es jedoch keinen Spielraum.

Die ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening kritisierte die Bundesregierung dafür und mahnte zudem Lieferengpässe, Personalnot und eine seit Jahren bestehende Unterfinanzierung an. Sie ergänzte: »Weil die Bundesregierung immer wieder die Probleme der öffentlichen Apotheken übergeht, destabilisiert sie die Arzneimittelversorgung in Deutschland.« Dies zeigt sich auch an der bundesweit sinkenden Apothekenzahl. Ende März gab es noch 17 939 Apotheken, der niedrigste Stand seit mehr als 40 Jahren. Der Präsident der Bundesapothekerkammer, Thomas Benkert, sagte zum »Protesttag«, man wolle der Gesellschaft zeigen, wie groß die Bedeutung der Apotheken für die Versorgung sei – und wie dramatisch es wäre, wenn noch mehr Apotheken als verlässliche Anlaufstellen vor Ort verschwinden würden.

Die Linke solidarisierte sich mit der Apothekenbranche. »Wenn es Apothekerinnen und Apotheker in den Streik und zum Protest auf die Straße treibt, ist das ein Signal, das niemand mehr ignorieren kann«, erklärte die Bundestagsabgeordnete und Sprecherin für Gesundheitspolitik der Linksfraktion, Kathrin Vogler. »Der Festbetrag, mit dem die Apotheken ihre laufenden Kosten begleichen sollen, ist trotz drastisch steigender Energiekosten seit zehn Jahren nicht angehoben worden, Personalnot und die zeit- und kostenintensive Bewältigung von Lieferengpässen zwingen immer mehr Apothekerinnen und Apotheker zum Aufgeben«, so die Politikerin.

Im Laufe des Protesttages gab es Kundgebungen in mehreren deutschen Städten, die zentrale Kundgebung fand in Berlin statt. Mit Agenturen

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