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Deutschland auf Platz 6: Kein Grund zum Abfeiern
Ulrike Wagener über die deutsche Platzierung im globalen Gleichstellungsindex
Dass Deutschland auf dem Weg zur Parität im globalen Gleichstellungsindex des Weltwirtschaftsforums um vier Plätze nach vorn gerückt ist und sich damit unter den zehn Topländern profiliert, ist noch kein Grund für ausgelassene Feiern. Dieser Erfolg ist in erster Linie auf politische Teilhabe und Repräsentation zurückzuführen. Im Vergleich zum letzten Kabinett unter Angela Merkel gibt es deutlich mehr Ministerinnen und insgesamt etwas mehr weibliche Abgeordnete. Dieser Bereich der Gleichstellung ist extrem wichtig, in vielen Teilen der Welt ist gerade die fehlende Möglichkeit, an politischen Entscheidungen zu partizipieren, ein Grund zur Flucht, wie beispielsweise im Iran.
Trotzdem sollte sich die Bundesregierung darauf nicht ausruhen. Denn erstens ist auch hierzulande dieser Wert mit einem Frauenanteil im Bundestag von 34,8 Prozent noch sehr ausbaufähig – die Platzierung hat auch damit zu tun, dass es mit der politischen Gleichstellung global noch nicht weit her ist. Zweitens bildet das Gesamtranking nicht ab, dass sich die wirtschaftliche Teilhabe von Frauen in Deutschland sogar verschlechtert hat. In diesem Bereich ist die Bundesrepublik im Vergleich zum Vorjahr von Platz 75 auf 88 abgerutscht.
Das kann als Folge der Corona-Pandemie begriffen werden, in der zahlreiche Frauen ihre Arbeitszeit reduzierten und noch mehr als sonst Sorgearbeit übernahmen. Das sollte jedoch der Bundesregierung nicht als Ausrede dienen, um bereits angekündigte Verbesserungen zurückzuhalten, etwa bei der Freistellung für Väter nach der Geburt. Im Bereich der Löhne steht zudem eine Nachbesserung des Entgelttransparenzgesetzes aus. Bereits im Februar urteilte das Bundesarbeitsgericht, dass Verhandlungsgeschick eine ungleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit nicht rechtfertigt – gängige Praxis bei deutschen Unternehmen.
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