»Air Defender 2023«: Keine Luftnummer

René Heilig zum Abschluss von »Air Defender 2023«

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.

»Air Defender 2023« ist beendet und war alles andere als eine Luftnummer. Die Militärs konnten fliegen, was das Zeug hielt. Es kam zu keinen nennenswerten Unfällen. Die Störung des Zivilverkehrs hielt sich in Grenzen. Sogar der Lärmpegel blieb – gemessen an Erfahrungen aus dem Kalten Krieg – fast erträglich. War die mit rund 250 Flugzeugen an den Himmel geschriebene Demonstration militärischer Macht also ein Erfolg? Ja, meint der Chef der deutschen Luftwaffe, unter deren Verantwortung alles lief: »Wir haben ein starkes Zeichen an uns selber gesetzt, dass wir in der Lage sind, dieses Bündnis zu verteidigen.«

In der Tat, 10 000 Soldatinnen und Soldaten aus 25 Nationen in Bewegung zu bringen, ist eine organisatorische Leistung. Die rasche Verlegung so vieler US-Jets über den »Teich« ist eine logistische. Kaum zu überschätzen ist die psychologische Wirkung des Manövers. Schließlich tobt nicht weit weg ein realer Krieg. Mit diesem Manöver gieße man unnötig Öl ins Feuer, argumentierten Kritiker. Solche und auch Warnungen, dass die Umwelt durch das Kriegsspiel unnötig gequält würde, gingen im Düsenlärm unter. Überlegungen zu Konsequenzen, die ein realer Waffengang hierzulande für die schutzlose Bevölkerung haben würde, hat man durch die oft peinliche Berichterstattung vom »Kanzler im Kampfjet« oder dem »Ami-Flieger beim Schnitzelessen« medial weggehobelt.

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Tatsache ist: Die Masse der Deutschen akzeptiert die verführerische Logik, laut der Gewalt mit noch mehr Gewalt bekämpft werden müsse. Entsprechend ungeniert können Regierung und Parlament demnächst die Steuermittel für Rüstung und Militär erhöhen. Der Nato-Gipfel wird im Juli beschließen, dass die von allen Mitgliedern ursprünglich verlangten zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu gering bemessen sind. Defender heißt Verteidiger. Wer immer sich dazu berufen fühlt, sollte beherzigen, dass Besonnenheit keine Schwäche ist.

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