Werbung
  • Politik
  • Transidentität in Russland

Julia Aljoschina: Politikerin aus Protest

Russlands erste Transgender-Politikerin Julia Aljoschina zieht sich von Gouverneurswahl zurück

  • Daniel Säwert
  • Lesedauer: 2 Min.
Arnold Schwarzenegger weckte Julia Aljoschinas Begeisterung für die Politik, Russlands konservative Gesellschaft hat sie der Transgenderperson wieder genommen.
Arnold Schwarzenegger weckte Julia Aljoschinas Begeisterung für die Politik, Russlands konservative Gesellschaft hat sie der Transgenderperson wieder genommen.

Ihre politische Karriere hat Julia Aljoschina als Statement gegen die Verhältnisse in ihrer russischen Heimat und für den eigenen Körper verstanden.

Geboren wurde Aljoschina 1990 in Barnaul, der Haupstadt der Region Altai, als Roman. Als Schülerin merkte sie, dass sie im falschen Körper steckt, wartete aber mit der Geschlechtsumwandlung bis nach dem Ende des Jurastudiums. In die Politik brachte Aljoschina unter anderem ein Artikel über den Werdegang des Ex-Bodybuilders und Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger. Sie wolle für die Rechte und Freiheiten aller kämpfen, unabhängig von ihrer Nationalität und sexuellen Orientierung, erklärte sie. Dass im Altai eine Transgenderperson Politik machte, störte zunächst niemanden. Bis Aljoschina im November 2021 Regionalvorsitzende der Bürgerinitiative wurde, der Partei, die mit der Aufstellung des ehemaligen It-Girls Xenia Sobtschak bei den Präsidentschaftswahlen 2018 Bekanntheit erlangte.

Abonniere das »nd«

Linkssein ist kompliziert. Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen. Jetzt abonnieren!

2022 wollte Aljoschina bei den Kommunalwahlen antreten und auch für die Duma in Moskau kandidieren. Doch wegen der immer repressiver werdenden Anti-LGBT-Gesetzgebung und Beschimpfungen nationalkonservativer Politiker gab sie auf und verkündete das Ende ihrer politischen Karriere. Das interessierte damals sogar die Staatsmedien, die Aljoschina eifrig interviewten.

Ende Juni kündigte Aljoschina überraschend an, Gouverneurin der Region Altei werden zu wollen. »Das wird mein Protest«, gab sie sich kampflustig. Doch das Comeback währte nur kurz. 502 Unterschriften lokaler Abgeordneter benötigte sie für die Kandidatur, am Ende waren es 19. Es wären viel mehr gewesen, meint sie. Schuld sei das neue Gesetz, das Geschlechtsumwandlungen verbiete. Unterstützer hätten mit Strafen rechnen müssen, erklärte sie und verkündete ihren endgültigen Abschied aus der Politik.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.