Elon Musk: Ein Satz mit X, das war wohl nix

Als reichster Mensch der Welt bekommt Elon Musk selten Grenzen aufgezeigt. Umso überraschender, dass das nun der Stadt San Francisco gelungen ist

Wie mag es sich wohl anfühlen, der reichste Mensch dieser Welt zu sein? Sorgen darum, im nächsten Monat die Miete pünktlich zahlen zu können, macht man sich wohl keine mehr. Vergangen dürften auch die Zeiten sein, in denen man jeden Kontoein- und -ausgang penibel im Blick hatte, ständig begleitet von der Angst vor unverhofften Ausgaben. Wenn einen all diese Sorgen nicht mehr zu kümmern brauchen, kann sich durchaus schon mal das Gefühl einschleichen, die Welt läge einem irgendwie zu Füßen. Ganz so, als wäre man Gangsterboss Tony Montana in »Scarface«, The-world-is-yours-Statue auf dem Schreibtisch inklusive.

Begleiterscheinungen von Geld und Macht

Nun handelt es sich beim 236-Milliarden-US-Dollar-schweren Elon Musk beileibe nicht um einen zwielichtigen Mafiosi. Doch ähnlich wie der von Al Pacino verkörperten Kunstfigur im Spielfilm sind auch dem Multimilliardär gewisse Allüren nicht fremd, die landläufig eher als negative Begleiterscheinungen von zu viel Geld und zu viel Macht gelten: sich über Gesetz, Moral und gesellschaftliche Konventionen erhaben fühlen – und das auch noch in aller Öffentlichkeit zur Schau stellen etwa. Mangelte es schon in der Vergangenheit nicht an Beispielen für das rüpelhafte Verhalten Musks, stellte der 52-Jährige seine Arroganz erst jüngst wieder unter Beweis. Bei der Umbenennung von Twitter, das seit Kurzem erst den Namen »X« trägt. Ungeachtet der Tatsache, dass sich in den USA Musks Erzrivale Mark Zuckerberg und dessen Meta-Konzern im Zusammenhang mit Online-Netzwerkdiensten längst ein ähnliches Logo haben sichern lassen. Und auch ungeachtet der Tatsache, dass allein in der Europäischen Union der Buchstabe X bereits 262-mal als registrierte Marke eingetragen ist. Neben der Heavy-Metal-Band Metallica und dem Software-Konzern Microsoft ebenfalls vom Autohersteller Honda oder dem Sportartikelriesen Adidas.

Musk bekommt Grenzen aufgezeigt

Ob beim Bau von Tesla-Fabriken, beim Fluten des Weltalls mit seinen Starlink-Satelliten oder bei der anvisierten Kolonialisierung des Mars: Grenzen für seine Vorhaben hat Elon Musk bislang eher selten aufgezeigt bekommen. Umso verwunderlicher, dass er nun ausgerechnet vor einer städtischen Behörde eingeknickt ist. Im Zuge der Umbenennung von Twitter hatte er ein riesiges, blinkendes X auf das Dach der Firmenzentrale in San Francisco stellen lassen. Das nächtliche Blinken sowie Bedenken wegen der fehlenden Verankerung der Metallkonstruktion mit dem Gebäude führten jedoch zu zahlreichen Beschwerden von Anwohner*innen, einer Klage des Bauamts der Stadt und letzten Endes dazu, dass das neue Logo nach nur wenigen Tagen schon wieder abgebaut werden musste.

Kramt man ein bisschen in den hintersten Gedächtnisregionen, kommt einem dazu ein Satz aus längst vergangenen Schulzeiten in den Sinn, mit dem Lehrer*innen zu gern das Austeilen ihrer korrigierten Klassenarbeiten verzierten. Und so nervig, neunmalklug und boomermäßig er auch daherkommt, an dieser Stelle passt er ausnahmsweise: Mr. Musk, ein Satz mit X, das war wohl nix.

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