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Syrien: Auf dem Weg zurück in den Weltsport

In Damaskus findet derzeit ein Qualiturnier im Basketball für Olympia statt. Doch ist Syrien dafür sicher genug?

  • Ronny Blaschke
  • Lesedauer: 4 Min.
Basketball wurde in Syrien auch während des Krieges gespielt. Nun kommen auch wieder internationale Mannschaften in das Land, um beim Qualifikationsturnier für Olympia anzutreten.
Basketball wurde in Syrien auch während des Krieges gespielt. Nun kommen auch wieder internationale Mannschaften in das Land, um beim Qualifikationsturnier für Olympia anzutreten.

Das Al-Fayhaa-Sportgelände in Damaskus erstreckt sich über 25 Hektar. Mit Stadion, Hallen und Trainingsplätzen hat das Areal auch eine politische Funktion für den syrischen Staat. Deutlich wird das ab dem kommenden Samstag. Dann findet in der Al-Fayhaa-Arena eines der frühen Qualifikationsturniere für den olympischen Basketball-Wettbewerb statt. Acht Teams aus Asien spielen in zwei Gruppen, der Sieger kann auf eine Teilnahme in Paris 2024 hoffen. Mit Sportereignissen wie diesen möchte sich der syrische Präsident Baschar al-Assad den Weg zurück in die internationale Gemeinschaft ebnen. Nach dem Motto: Seht her, bei uns ist es wieder sicher.

Doch der Sport sei dabei nur Mittel zum Zweck, sagt Robert Chatterjee vom Nahost-Magazin »Zenith«: »Das syrische Regime hofft, dass wieder mehr Besucher ins Land kommen und Devisen bringen.« Er hält es für gut möglich, dass sich syrische Sportverbände um die Austragung weiterer Wettbewerbe bemühen, auch im Nachwuchs.

Der Krieg in Syrien hat mehr als 400 000 Todesopfer gefordert. Zwanzig Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Baschar al-Assad hat Chemiewaffen gegen die Bevölkerung eingesetzt. Trotzdem wurde Syrien nicht aus internationalen Sportverbänden ausgeschlossen, wie etwa Russland nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine.

Mittlerweile kontrolliert al-Assad wieder zwei Drittel des syrischen Gebietes, doch die Konflikte sind nicht gelöst, nur eingefroren. Im Nordosten etwa existiert ein semiautonomer kurdischer Staat, bekannt als Rojava. »Als Gastgeber internationaler Sportereignisse möchte das syrische Regime jedoch seinen Anspruch auf das gesamte Territorium zum Ausdruck bringen«, sagt Robert Chatterjee.

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Erst vor Kurzem empfing Baschar al-Assad Verantwortliche des neuen Fußballmeisters Al-Fotuwa in seinem Palast. Der Klub stammt aus der ostsyrischen Stadt Deir ez-Zor, die lange vom sogenannten »Islamischen Staat« besetzt worden war. Al-Fotuwa musste seine Heimspiele im Exil in Damaskus austragen, denn die Anreise über Land wäre für gegnerische Teams zu gefährlich gewesen. Al-Assad feierte die siegreiche Mannschaft nun als Symbol für die »Standhaftigkeit des syrischen Volkes«.

Im vergangenen Mai wurde Syrien nach zwölf Jahren Abwesenheit wieder in die Arabische Liga aufgenommen. Die USA und die Europäische Union kritisierten diesen Schritt und lehnen eine Normalisierung der Beziehungen ab. Das Auswärtige Amt rät deutschen Staatsbürgern dringend vor einer Reise nach Damaskus ab. Auch in jüngerer Vergangenheit mussten Basketballspiele in Syrien wegen Bombeneinschlägen kurzfristig verlegt werden. Trotzdem vergab der Weltbasketballverband Fiba eines seiner Vor-Qualifikationsturniere nun nach Syrien. Auf schriftliche Nachfragen von »nd«, auch zur Sicherheit, antwortete die Fiba eher allgemein: »Der syrische Basketballverband hat bereits erfolgreiche Qualifikationsturniere für die Weltmeisterschaft 2023 in Asien organisiert. Und wir glauben, dass die Durchführung dieses Turniers von gleicher Qualität sein wird.«

Basketball gilt in Syrien als zweitwichtigste Sportart. In der wichtigsten, im Fußball, dürfen Nationalteam und Vereine noch immer keine internationalen Heimspiele bestreiten. Ob sich das bald ändert? »Im September 2022 reiste eine Delegation der Fifa nach Syrien und sicherte Unterstützung zu«, berichtet der in Syrien aufgewachsene Fußballexperte Nadim Rai. »Im Mai dieses Jahres besuchte der Präsident des Asiatischen Fußballverbandes Damaskus«.

Salman bin Ebrahim Al Khalifa, der aus Bahrain stammt, traf dort auch Baschar al-Assad. Kurz darauf reiste al-Assad nach Saudi-Arabien, wo Syrien wieder in die Arabische Liga aufgenommen wurde. Die Golfstaaten spielen bei der Rehabilitierung Syriens eine wichtige Rolle, analysiert Nahost-Forscher Robert Chatterjee: »Nicht jedes Sportevent kann jetzt in Saudi-Arabien oder Katar stattfinden. Die Golfstaaten wollen Länder wie Syrien einbinden, damit in der Region wieder mehr Stabilität herrschen kann.«

Auf der einen Seite die Golfstaaten, auf der anderen Seite der wichtige Partner Russland. In Talentförderung, Trainingslehre und Sportwissenschaft haben Syrien und Russland eine engere Kooperation angekündigt. Zum Beispiel trugen Kriegsveteranen aus beiden Ländern gemeinsame Wettbewerbe aus. Immer wieder zieht Baschar al-Assad in seinen Reden eine Verbindung zwischen Sport, Staat und Militär, erläutert Nadim Rai und nennt ein Beispiel: »Der Gewichtheber Man Asaad hat seine olympische Bronzemedaille von Tokio dem syrischen Präsidenten und dem Militär gewidmet.« Auch Man Asaad wurde im Regierungspalast empfangen.

In Syrien stützt der Sport politische Netzwerke. Sportler, die sich einst zur Opposition bekannt haben, schweigen, sind tot oder leben im Exil. In der syrischen Bevölkerung sind rund 80 Prozent von Armut betroffen. Die meisten Menschen, sagt Nadim Rai, werden sich ein Ticket für das Basketballturnier in Damaskus nicht leisten können. Auch an Freizeitsport ist kaum zu denken. Viele Sportstätten sind zerstört – und Geld für den Wiederaufbau ist kaum vorhanden.

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