Schallende Ohrfeige

Rainer Balcerowiak über das Scheitern bei den CO2-Einsparzielen

  • Rainer Balcerowiak
  • Lesedauer: 2 Min.

Es war schon ein bisschen überraschend, welch vernichtendes Zeugnis sowohl das Umweltbundesamt als auch der Expertenrat für Klimafragen der Bundesregierung am Dienstag ausgestellt haben. Beide Institutionen kommen zu dem Ergebnis, dass die CO2-Einsparziele für den Zeitraum bis 2030 krachend zu scheitern drohen, was besonders auf den Verkehrs- und den Gebäudesektor zurückzuführen ist. Demnach beläuft sich die kumulierte Lücke bei den Einsparungen in diesem Zeitraum in diesen beiden Sektoren auf bis zu 226 Millionen Tonnen CO2.

Es ist ein klimapolitisches Desaster mit Ansage. Während die viel beschworene Verkehrswende durch die im Dauerchaos dümpelnde bundeseigene Bahn und das von der FDP forcierte Bekenntnis zum weiteren Ausbau des Straßenverkehrs faktisch auf Eis liegt, wurde das Gebäudeenergiegesetz – besonders den Einbau nicht fossil betriebener Heizungen betreffend – so lange durch die ideologischen Mühlen gedreht, bis kaum noch etwas im ursprünglichen Sinne Verwertbares davon übrig geblieben ist. Doch damit nicht genug: Jüngst verkündete Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD), dass man den laut Koalitionsvertrag eigentlich ab Januar 2025 verbindlichen Energieeffizienzstandard EH-40 wohl nicht einführen werde, um die Baukosten nicht noch weiter zu erhöhen. Dazu kommt, dass die schnelle Dekarbonisierung der Energieversorgung vor allem aufgrund infrastruktureller Mängel keineswegs reibungslos läuft.

Dass die Bundesregierung mit ihrer Mischung aus permanenten Grabenkämpfen und Formelkompromissen das Erreichen ihrer Klimaziele faktisch aufgibt und den eigenen Koalitionsvertrag und ein eindeutiges Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Klimapolitik ignoriert, kann jedenfalls kaum verwundern.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal