Investoren kommen aus Übersee

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) würde sich mehr Ansiedlungen deutscher Firmen wünschen

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 3 Min.

In Brandenburg siedeln sich zum Beispiel US-amerikanische und südostasiatische Unternehmen an, während deutsche Firmen das Bundesland verlassen. Darauf machte Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) kürzlich aufmerksam. Er würde sich freuen, wenn zu jenen, die sich nach wie vor um einen Standort in Brandenburg bemühen, mehr einheimische Firmen gehören würden.

»Aber das wäre ein abendfüllendes Programm«, meinte Steinbach bei einem Auftritt vor dem brandenburgischen Wirtschaftsforum. In der Ansiedlungspolitik habe die Landesregierung ihre »Philosophie« geändert, teilte Steinbach mit. Vorbei sei die Zeit, in der quasi »jeder genommen« wurde, um der Deindustrialisierung nach 1990 etwas entgegenzusetzen. Inzwischen achte die Landesregierung bei ihren Ansiedlungsentscheidungen auf Qualität. Dieser Wechsel sei »erstaunlich geräuschlos« bewältigt worden, sagte der Minister mit Blick auf die Landtagsfraktionen, wo Widerstand erwartbar gewesen sei. Als sein Ziel formulierte er, Brandenburg weiter als Industrieland zu entwickeln, mit Neuansiedlungen Lücken zu schließen. Das könne das eine oder andere alteingesessene Unternehmen in Personalschwierigkeiten bringen, räumte Steinbach freimütig ein. Fachkräfte zu halten, sei »kein Selbstläufer«.

Die Ansiedlungsziele der Regierung haben laut Steinbach nichts mehr gemein mit den Methoden eines »meiner Vor-, Vor-, Vorgänger«, der noch mit Billiglöhnen Investoren anlocken wollte. Gemeint war der einstige Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU). Heute achte die Landesregierung darauf, dass »gute Arbeit« im Bundesland angeboten werde, um den nach wie vor bestehenden Einkommensrückstand gegenüber den alten Bundesländern weiter zu verringern. Dies betone er, »auch wenn es vielleicht jetzt nicht jedem gefällt«, vor rund 150 Unternehmern beziehungsweise Interessenvertretern der Wirtschaft.

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Trotz eines schwieriger werdenden Umfeldes sei die Nachfrage von Unternehmen, die sich in Brandenburg ansiedeln wollen, immer noch beträchtlich, fuhr der Minister fort. Das betreffe »im Prinzip alle Landkreise«. Wobei es dennoch Unterschiede gebe zwischen dem Speckgürtel um Berlin, wo »sie alle hin wollen« und Regionen wie der Uckermark und der Prignitz, »wo die Leute nicht unbedingt Schlange stehen«, die man aber auch diesem oder jenem schmackhaft machen könne, beteuerte Steinbach.

Bei den Regionen, um die man sich kümmern müsse, nannte er ausdrücklich Schwedt, wo »weitere Anstrengungen« erforderlich seien. Zu den Zielen der Politik gehöre ausdrücklich, sich bei Zulieferern »nicht von einem einzigen abhängig zu machen«, sondern sich »divers« aufzustellen. Bei der Energiewende setzt Steinbach auf die Wasserstoff-Technologie. Doch räumte er ein, dass dieser Umstieg in einem wasserarmen Land wie Brandenburg nicht einfach sei. Denn schließlich benötige man dafür Wasser, und das sei nicht im Überfluss vorhanden, wenn »die Spree rückwärts fließt und in der Schwarzen Elster die Fische mit dem Bauch nach oben treiben«.

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