• Berlin
  • Proteste für ein soziales Berlin

Wohlfahrtsverbände: »Wer heute kürzt, zahlt morgen drauf«

Soziale Infrastruktur laut Wohlfahrtsverbänden »am Limit«

  • Jule Meier
  • Lesedauer: 3 Min.

In den letzten Monaten waren Beschäftigte und Vertretende für die Branchen Gesundheit, Bildung und Soziales gemeinsam mit Gewerkschafter*innen und Sozialist*innen auf der Straße. Vor drohenden Haushaltskürzungen sowie Tarifverhandlungen machten sie auf die grundsätzliche Unterfinanzierung des Sektors, die ausbleibende Gehaltsanpassung an die Inflation, mangelnde Tarifeinheit und einen steigenden Bedarf in der sozialen Infrastruktur Berlins aufmerksam.

Zum Protest am Mittwoch riefen die Wohlfahrtsverbände der Arbeiterwohlfahrt (AWO), die Paritätische, Caritas, Diakonie und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) unter dem Motto »Wichtiger als Du denkst – Freie Träger am Limit« auf. Sie protestierten mit Mitgliedseinrichtungen und -projekten vor dem Abgeordnetenhaus.

Die Arbeit der freien Träger und Wohlfahrtsverbände umfasst die Gewaltprävention, Arbeit mit Geflüchteten, Wohnungslosen, Jugendlichen oder Kranken. Sie arbeiten in Krankenhäusern, Sucht- oder Schwangerschaftsberatungsstellen oder Jugendclubs. Sie übersetzen, pflegen, beraten und begleiten in Krisen.

Und sie zeigen auf, wie sich die aktuelle Sparpolitik bemerkbar macht und zukünftig machen wird. »Nach einer aktuellen Umfrage mussten bundesweit bereits 40 Prozent der sozialen Organisationen in freier Trägerschaft Angebote und Leistungen aus finanziellen Gründen einschränken oder ganz einstellen. Bis zu 65 Prozent rechnen mit weiteren finanziellen Einbußen«, sagt Andrea Asch, Diakonie-Vorständin. »Wer heute kürzt, zahlt morgen drauf«, sagt sie.

Muckefuck: morgens, ungefiltert, links

nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik - aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin - ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.

Den freien Trägern und Wohlfahrtsverbänden fehle es an Geld für Verwaltung, Mieten, Material und Energie. Wohnungen und Gewerberäume seien kaum noch zu bezahlen, qualifizierten Mitarbeitenden können nur befristete Verträge angeboten werden, Azubi-Stellen werden gar nicht finanziert.

»Wer seine Mitarbeitenden markt- und wettbewerbsgerecht bezahlen möchte, muss im schlimmsten Fall seine Angebote einschränken oder gar ganz einstellen. Gleichzeitig sollen die Gehälter Landesbediensteter mithilfe von Steuermitteln auf Bundesniveau steigen und werden weiterhin um eine Hauptstadtzulage ergänzt«, schreiben sie in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

Oliver Bürgel, Geschäftsführer der AWO, macht auf den steigenden Bedarf sozialer Angebote im Kontext der »Krisen der letzten Jahre« aufmerksam. Die AWO richtet ihre Forderungen über die finanzielle Aufwertung des sozialen Bereichs hinaus, indem sie den Kampf gegen Armut in Zusammenhang mit einem gerechten Wohnungs- und Arbeitsmarkt setzt.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal