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Rubel-Reporter: Bücher über und für Putin
Der Journalist Hubert Seipel hat für seine Putin-Bücher 600 000 Euro aus Russland bekommen.
Die Deutschen sind fasziniert von Russland. Kaum jemand versteht, was im größten Land der Welt passiert. Wie gut, dass es unter deutschen Journalisten Russlanderklärer jeglicher Couleur gibt. Solche wie Hubert Seipel, der eigentlich investigativ über Machenschaften in der Wirtschaft berichtete und dafür mehrere Auszeichnungen bekam.
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Auch mit Russlands Präsident Wladimir Putin sprach Seipel beim ersten Treffen noch über die Wirtschaft, das war 2010. Ein Wendepunkt in der Karriere des Hubert Seipel. Fortan fuhr er lieber mit Putin im Mercedes durch Moskau und traf den Kreml-Chef an verschiedenen Ecken Russlands, um Interviews mit ihm zu führen, anstatt investigativ zu recherchieren. Dass der Süddeutsche mit Putin stets auf Deutsch sprach und anscheinend kein Russisch kann, hätte die Redaktionen wie die von NDR und ZDF damals schon stutzig machen können. Stattdessen strahlte man das Material unkritisch aus. Hauptsache die Quote stimmt. Die stimmte auch beim Verkauf der Putin-Biografie »Putin. Innenansichten der Macht« (2015) und beim Buch »Putins Macht. Warum Europa Russland braucht« (2021). Putins sells. Und das zuverlässig.
Deutschlands Putin-Versessenheit zahlte sich auch für Seipel aus, zunächst in der Währung der Journalisten: Aufmerksamkeit. Ob in Talkshows oder Podcasts – »Russlandexperte« Seipel war gefragt, auch in Russland. Auf die Frage, ob er von dort finanziert werde, reagierte er 2021 noch entrüstet »geht's noch?«. Jetzt wissen wir, ja es geht. 600 000 Euro soll Seipel von Oligarch Alexej Mordaschow für seine Bücher erhalten haben. Das Geld sei für Recherche gewesen, heißt es und Mordaschow habe sich inhaltlich nicht eingemischt. Das glaubt man in Deutschland nicht. Direkt nach Bekanntwerden der Zahlungen hat der Verlag den Verkauf von Seipels Büchern gestoppt. Der NDR sieht sich getäuscht und prüft eine Klage gegen den Journalisten.
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