Berliner Beamtenbesoldung: Jedes Maß verloren

Zur Hauptstadtzulage für hohe Berliner Beamte

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Nehmen wir zunächst die extremen Beispiele, um die Frage der Gerechtigkeit bei der Besoldung der Berliner Beamten zu diskutieren. In der niedrigsten Besoldungsgruppe A5, Stufe eins, betragen die Bezüge ohne Zulagen 2314 Euro im Monat, in der höchsten Gruppe A16, Stufe acht sind es 7814. Hier von Ungerechtigkeit bei der Bezahlung zu sprechen, wenn der A16er die Hauptstadtzulage von 150 Euro nicht bekommt, spricht dafür, dass man jedes Maß verloren hat.

Aber leider gibt es in unserer Gesellschaft eine Tendenz, sich immer nur nach oben zu orientieren und dann benachteiligt zu fühlen. Selbstverständlich gibt es Menschen, die jeden Monat noch entschieden mehr Geld einstreichen als 7814 Euro – und durch Leistung und Anstrengung sind solche extremen Einkommensunterschiede nicht gerechtfertigt, selbst wenn das behauptet wird. Im Gegenteil: Gerade Pflegekräfte leisten mit Verlaub eigentlich sehr viel mehr als jeder Bürohengst, und mag dessen Verantwortung noch so groß sein – was die körperliche Anstrengung betrifft sowieso, aber auch gemessen an der psychischen Belastung. Die fragt übrigens auch niemand, wie sie sich angesichts der hohen Mieten in Berlin eine Wohnung noch leisten können. Damit soll nicht gesagt sein, dass sich höhere Qualifikationen und Dienststellungen nicht bezahlt machen sollen. Nur die großen Unterschiede sind nicht gerechtfertigt.

Muckefuck: morgens, ungefiltert, links

nd.Muckefuck ist unser Newsletter für Berlin am Morgen. Wir gehen wach durch die Stadt, sind vor Ort bei Entscheidungen zu Stadtpolitik - aber immer auch bei den Menschen, die diese betreffen. Muckefuck ist eine Kaffeelänge Berlin - ungefiltert und links. Jetzt anmelden und immer wissen, worum gestritten werden muss.

Etwas anderes ist die Tatsache, dass sich im Berliner Landesdienst eine Beförderung im Einzelfall finanziell mit keinem Cent mehr auszahlt. Das ist natürlich widersinnig. Das müsste geändert werden. Wenn die Klage eines Magistratsdirektors im Ruhestand dazu führt, wäre das zu begrüßen. Dass aber unbedingt alle das Plus von 150 Euro bekommen sollen und dies dann als Gleichheit und Gerechtigkeit ausgegeben wird, das klingt reichlich seltsam.

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.