Weltbank verweigert Kurswandel

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Einsicht ist nicht zwangsläufig ein Weg zur Besserung. Das illustriert der Weltentwicklungsbericht der Weltbank nachdrücklich. »Wir müssen der Landwirtschaft eine höhere Priorität geben«, sagte Weltbank-Präsident Robert Zoellick zur Eröffnung der Jahrestagung von IWF und Weltbank. In der Tat: Lange Zeit war der Agrarsektor ein Stiefkind der Weltbankpolitik. Unverständlicherweise, schließlich leben 75 Prozent der Armen in den Entwicklungsländern auf dem Land und schließlich hat sich die Bretton-Woods-Institution die Armutsbekämpfung seit Jahren prominent auf die Fahnen geschrieben. 1982, als die Weltbank letztmals ihren alljährlichen Weltentwicklungsbericht dem Agrarsektor widmete, flossen 30 Prozent ihrer Kredite in jenen Sektor – 2006 waren es nur noch kümmerliche sieben. Das soll sich nun wieder ändern und selbst die Weltbank redet einem verbesserten Zugang für die Armen zu Ressourcen wie Land, Wasser, Krediten und Bildung das Wort. Nur: Die Folgerungen aus den gewonnenen Einsichten sprechen ihnen selbst Hohn. So plädiert die Weltbank für eine Liberalisierung der Boden- und Bodenpachtmärkte, »um das Land an die produktivsten Nutzer zu übertragen« – als ob die Armen jemals die produktivsten Nutzer sein könnten. Auch von den begrüßenswerten Forderungen der Weltbank nach einer Modernisierung und einem besseren Marktzugang hat die Mehrheit der Bauern im Süden wenig bis nichts. Für sie geht es um viel »Banaleres«: Den Zugang zu bebaubarem Land, zu erschwinglichem Saatgut und um existenzsichernde Preise für ihre Produkte. Die Praxis der Weltbank, Kredite für Infrastrukturprojekte zu vergeben, die nicht an tragfähige dezentrale Strukturen anknüpfen, verpufft. Armutsbekämpfung ist mit so einem Kurs nicht zu schaffen.

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