Tesla-Protest an den Laternen

Camp erwartet 1500 Teilnehmer, Produktion ruht bis Sonntagnacht

Ein Polizist sperrt am Tesla-Werk den Zugang zur Kletteraktion von Robin Wood.
Ein Polizist sperrt am Tesla-Werk den Zugang zur Kletteraktion von Robin Wood.

Auf einem Parkplatz vor der Tesla-Fabrik in Grünheide sind am 8. Mai Aktivisten der Umweltorganisation Robin Wood an zwei Laternenmasten hochgeklettert und haben ein Transparent »Verkehrswende statt Autokonzerne« aufgespannt. Es war quasi der Auftakt zu den Protesten gegen die geplante Werkserweiterung. Sie werden von verschiedenen Bündnissen gemeinsam organisiert und sollen bis Sonntag andauern. Bis dahin ruht in Grünheide auch die Produktion der Elektroautos.

»Wir haben Tesla in die Knie gezwungen, bevor das Protestcamp überhaupt begonnen hat«, freute sich Karolina Drzewo. Die Pressesprecherin von »Tesla den Hahn abdrehen« verkündete: »Wegen unseres Camps und unseren Demonstrationen produziert Tesla tagelang keine E-Autos. Auch die Politik wird den kreativen Protest gegen die Tesla-Erweiterung nicht länger ignorieren können.« Und Robin-Wood-Mobilitätsreferentin Annika Fuchs ergänzte: »Nutzt die Zeit, um zu überlegen, wie sich Mobilität klimagerecht und mit weniger Autos organisieren lässt.«

Allerdings bemühte sich Werksleiter André Thierig um eine Richtigstellung. Er bestätigte, dass die Fertigung tatsächlich außerplanmäßig ruhe – allerdings lediglich am Freitag. Für diesen Brückentag zwischen Himmelfahrt am Donnerstag und dem Wochenende seien die Beschäftigten nach Hause geschickt worden. Am Feiertag und am Wochenende wäre ohnehin nicht gearbeitet worden.

Am Mittwochnachmittag gab es eine Demonstration am Landtag in Potsdam, an der sich 150 Menschen beteiligten. Dazu aufgerufen hatte die Initiative Solidarisches Potsdam, die zum Bündnis »Tesla den Hahn abdrehen gehört«. Hier wurde der rot-schwarz-grünen Landesregierung der Vorwurf gemacht, »den legitimen Protest gegen ein absurdes Industrieprojekt autoritär zu unterdrücken«. Und Manu Hoyer von der Bürgerinitiative Grünheide forderte: »Die Landesregierung muss sofort aufhören, die Gemeinde Grünheide unter Druck zu setzen.«

Anfang des Jahres hatten sich bei einer Bürgerbefragung 62,1 Prozent dagegen ausgesprochen, dass für die Erweiterung der Fabrik rund 100 Hektar Wald geopfert werden. Inzwischen liegt ein geänderter Bebauungsplan vor, für den immer noch mehr als 50 Hektar Wald abgeholzt werden müssten. Die Gemeindevertretung soll am 16. Mai darüber abstimmen. »Wir möchten mit unserem Protest die Politik nochmals daran erinnern, dass die Leute in Grünheide mit einem klaren Nein zur Tesla-Erweiterung abgestimmt haben«, heißt es. Dieses Votum sollte die Politik gefälligst ernst nehmen. »Die kosemetischen Änderungen am Bebauungsplan sind Tricksereien.« Für das Protestcamp »Wasser, Wald, Gerechtigkeit« ist seit Montag eine kleine Zeltstadt auf der Festwiese Grünheide entstanden.

Es liegen 1200 Anmeldungen vor. Die Veranstalter erwarten dort 1500 Menschen. Zum vollen Programm gehört eine weitere Demonstration, die an diesem Samstag um 14 Uhr am Bahnhof Fangschleuse starten und in die Nähe der Tesla-Fabrik führen soll.

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