- Sport
- Fußball
Champions League: Die Liga der Superreichen
Zirkus Europa: Noch vier Teams mehr, undurchschaubarer Modus – in der Köngsklasse wandeln Europas beste Klubs auf neuen Pfaden
Fußball ist Fußball und doch ein bisschen anders, als der Fußball einmal war. Damals, als die Champions League noch Europapokal der Landesmeister hieß und nur Meister mitspielen durften, Neudeutsch: Champions. Von denen gibt es auch ein paar in dem vor 32 Jahren zur Champions League erweiterten Wettbewerb. Aber das Gros der Teilnehmerschaft rekrutiert sich längst aus weiter hinten platzierten Klubs der großen Ligen. Wo Champions League draufsteht, müssen nicht unbedingt Champions drinstecken.
Am Dienstag startet der europäische Fußballzirkus im neuen Gewand, mit einem schwer durchschaubaren Modus und vier Klubs mehr als im vergangenen Jahr, aber ohne allerlei Champions aus finanziell minderwertigen Ländern. Es fehlen etwa die Meister aus ganz Skandinavien, aus Irland, Rumänien, Ungarn und Bulgarien. Auch Russland ist zum dritten Mal in Folge abwesend, aber das hat andere Gründe. Dafür sind je fünf Klubs aus Italien und Deutschland dabei und immerhin je vier aus England und Spanien. Die vier finanzstärksten Ligen Europas stellen die Hälfte des Teilnehmerfeldes.
Früher schlicht Pokal der Landesmeister, heute Champions League: ein inszeniertes Spektakel und Gelddruckmaschine des Fußballs. Sven Goldmann blickt auf den kommenden Spieltag.
Es ist systemimmanent, dass immer wieder dieselben Schwergewichte um immer höhere Millionengagen kicken. Was dem europäischen Fußball zusetzt, ist die Genügsamkeit seiner Eliten. Die Gewissheit, dass sich nichts ändern wird, dass es im kommenden Frühjahr wieder schöne Play-off-Spiele gibt mit den üblichen Verdächtigen aus London und Paris, aus Madrid und Barcelona und gerne auch aus München. Die Elite definiert dies als Planungssicherheit, als ihr natürliches Recht, im entscheidenden Moment immer unter sich zu sein. Und sie merkt nicht, dass sie dabei ein wesentliches Element vernachlässigt, nämlich den großen Vorteil, den der Unterhaltungsbetrieb Fußball in seinen Verteilungskämpfen mit Kino oder Streaming hat: Beim Fußball weiß vorher keiner, wie es am Ende ausgeht. Aber das war in der Champions League zuletzt doch eher selten der Fall, genauer gesagt, vor 20 Jahren.
Damals fand das Endspiel in Gelsenkirchen statt, und es erlebte immerhin einen Superstar, allerdings nur auf der Bank. Im Finale von 2004 kaperte José Mourinho zum ersten Mal die große Bühne. Der Portugiese trainierte den FC Porto und nutzte den Triumph zum Absprung zum FC Chelsea, dem Vorreiter jener von der Hochfinanz gesteuerten Fußballunternehmen, für die der Fachjargon den Begriff »Investorenklubs« ersonnen hat. Portos 3:0-Sieg im Endspiel gegen Monaco stand am Ende einer seltsamen Saison, in der sich Europas Granden allesamt frühzeitig verabschiedet hatten, Barcelona sogar schon im Achtelfinale des Uefa-Cups. Die Vorjahresfinalisten Turin und AC Mailand scheiterten in Achtel- und Viertelfinale an La Coruña, Bayern verabschiedete sich im Achtelfinale gegen Real und Real danach gegen Monaco.
Langer her und heute kaum noch vorstellbar. Für den FC Porto, immerhin 30-maliger Meister der Fußballnation Portugal, war übrigens kein Platz im auf 36 Mannschaften erweiterten Kreis der neuen Champions League.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!
In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!