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  • Studie »Arbeit und Erholung«

Arbeitsanfragen trotz Urlaub: Unsitten greifen immer mehr um sich

Urlaub soll eigentlich eine bewusste Auszeit von der Arbeit sein. Doch die Wirklichkeit sieht oft anders aus

  • Lesedauer: 3 Min.
Ungestört den Urlaub genießen? Leider stören die Anrufe der Chefin die Erholung.
Ungestört den Urlaub genießen? Leider stören die Anrufe der Chefin die Erholung.

Besonders alarmierend dabei ist, dass 31 Prozent der Beschäftigten diese Kontakte als unnötig ansehen, da sie von Kollegen hätten geklärt werden können. Für die »Generation Zukunft« stellt sich die Situation noch belastender dar: Die 18- bis 29-Jährigen erhalten im Urlaub rund vier Anfragen und damit fast doppelt so viele wie Ältere. Dies sind Ergebnisse der Befragung »Arbeit und Erholung« der Pronova BKK, für die rund 1200 Arbeitnehmer ab 18 Jahren befragt
wurden.

Der Mehrheit der Befragten missfällt diese Unsitte. 71 Prozent stört es sehr, wenn sie im Urlaub angefunkt werden. Dennoch gehen 41 Prozent schon mit dem Gefühl aus der Tür, verfügbar bleiben zu müssen. Besonders die »Generation Zukunft« tut das: 54 Prozent sagen von sich aus, Kollegen dürften sie während der Ferien ansprechen, aber nur 30 Prozent der 50-Jährigen. »Das Ergebnis finde ich bedenklich. Es sollte besser im Team und mit den Vorgesetzten abgestimmt werden, dass Urlaub als solcher respektiert und nur im absoluten Notfall Kontakt aufgenommen wird«, so Patrizia Thamm, Referentin Gesundheitsförderung bei der Pronova BKK. Sie fügt hinzu, es sei völlig okay zu sagen, man möchte in den Ferien nicht gestört werden.

Allerdings sind es nicht nur die Kollegen, die im Urlaub für Unterbrechungen sorgen. Auch die Beschäftigten selbst halten während ihrer Ferien Kontakt zur Arbeit. Jeder zweite Befragte checkt etwa von sich aus E-Mails oder erkundigt sich nach dem aktuellen Stand von Projekten. Besonders die unter 30-Jährigen können schlecht abschalten: 68 Prozent widmen sich im Urlaub der Arbeit. »Jüngere Menschen sind mit digitalen Medien aufgewachsen und erleben oft auch privat einen ständigen Druck der Erreichbarkeit. Soziale Netzwerke
lassen die Grenzen der beruflichen und privaten Kommunikation verschwimmen«, erläutert die Wirtschafts- und Resilienz-Trainerin Patrizia Thamm. Ältere Generationen verfügen über einen längeren Erfahrungsschatz und verspüren nicht mehr so einen Druck, sich in der Arbeitswelt beweisen zu müssen. Hier könnte die junge Generation von der gesunden Gelassenheit der Älteren noch lernen.

Der mangelnde Abstand und viele berufliche Unterbrechungen bleiben
nicht ohne Folgen: Mehr als jeder Vierte berichtet, dass die Erholung nicht einmal drei Tage anhält. Im Durchschnitt dauert die Entspannung bei den Arbeitnehmern acht Tage, in der »Generation Zukunft« einen Tag weniger. »Verankerungsstrategien helfen dabei, die Ferienstimmung so lange wie möglich zu konservieren«, betont die Gesundheitsexpertin und empfiehlt, Fotos von der Reise auf den Büroschreibtisch zu stellen oder ein leckeres Urlaubsgericht zu kochen, um die Erinnerungen wach zu halten. Außerdem rät sie, für die An- und Abreise ein bis zwei Brückentage einzuplanen, um entspannt in die Ferien zu fahren und auch in Ruhe wieder anzukommen.

»Urlaub lässt sich nicht auf Vorrat machen«, sagt Patrizia Thamm. Die meisten
Menschen beginnen erst ab dem dritten oder vierten freien Tag mit der
Erholung. Ein bis zwei Wochen Urlaub seien deshalb ideal, um einen
nachhaltigen Erholungseffekt zu erzielen. Häufigere und kürzere
Erholungszeiten über das Jahr verteilt seien trotzdem oft effektiver
als eine sehr lange Auszeit, um das Stressniveau längerfristig zu
senken. Pronova BKK/nd

Infos zur Studie »Arbeit und Erholung« unter: pronovabkk.de/urlaub2024

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