Werbung

Bernie Sanders zur US-Wahl: Irreführende Analyse

Die Erklärung der linken Ikone, die Demokraten hätten die Arbeiterklasse im Stich gelassen, geht an der Realität vorbei. Und er weiß das

Bernie Sanders (M.) zeigte sich im Wahlkampf an der Seite von streikenden Arbeitern. Präsident Joe Biden hatte das auch getan.
Bernie Sanders (M.) zeigte sich im Wahlkampf an der Seite von streikenden Arbeitern. Präsident Joe Biden hatte das auch getan.

Wahrscheinlich musste die linke Ikone Bernie Sanders die Wahlniederlage der US-Demokraten so kommentieren: Die Partei habe die Arbeiterklasse im Stich gelassen. Also lasse die nun die Partei im Stich. Dabei müsste er es besser wissen. Joe Biden und Kamala Harris traten stets für eine Mindestlohnerhöhung ein, eine langjährige Forderung von Sanders. Sie entwarfen dafür Gesetze, scheiterten bei ihrer knappen Mehrheit aber an einer einzigen Senatorin, die heute keine Demokratin mehr ist. Als Senator von Vermont hat Sanders das live miterlebt.

Biden war danach der erste US-Präsident, der an der Seite streikender Arbeiter marschierte, zudem wurden erstmals seit Ewigkeiten durch die Förderung von Chip-Fabriken neue Industriejobs geschaffen. Seine Gesetze sicherten Pensionskassen ab. Schulden aus Studiengebühren wurden Millionen ärmerer Menschen erlassen. Klar, mehr geht immer, aber die Arbeiterklasse im Stich lassen, das sieht anders aus und ist nun eher von Donald Trump zu erwarten. Biden selbst war in seinem Zustand einfach nicht mehr in der Lage gewesen, seine Erfolge öffentlichkeitswirksam zu verteidigen.

USA-Wahl

Die Wahlen am 5. November 2024 waren für die US-Bürger wie auch den Rest der Welt eine wichtige Richtungsentscheidung. Alle Texte des »nd« über die Stimmung und Probleme im Land, über Kandidaten und ihre Visionen sowie über den Ausgang der US-Wahl finden Sie hier.

Natürlich hätte sich Harris im Wahlkampf nicht zur Mittelklasse treiben lassen müssen. Doch jede Umfrage hatte ihr dort noch mehr Potenzial für Stimmenfang vorhergesagt als am linken Rand. Letztlich musste sie feststellen, dass auch die US-Gesellschaft nach der Corona-Pandemie und in Zeiten stark gestiegener Preise zu weit nach rechts gerutscht ist. Da half es nicht einmal, dass zuletzt die Reallöhne speziell der Arbeiterklasse in den USA schneller stiegen als die Inflation.

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -