Altersarmut: Tendenz steigend

Immer mehr ältere Menschen sind in Deutschland armutsgefährdet

  • Basil Wegener
  • Lesedauer: 3 Min.
Ein immer häufiger anzutreffendes Bild: Rentner*innen, die Pfand sammeln
Ein immer häufiger anzutreffendes Bild: Rentner*innen, die Pfand sammeln

Berlin. Immer mehr Menschen in Deutschland sind von Altersarmut bedroht. Im vergangenen Jahr hatten rund 3,2 Millionen Ältere ab 65 Jahren nur maximal 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung. 2023 waren das für Alleinlebende netto 1310, für zwei Erwachsene mit zwei kleinen Kindern 2751 Euro im Monat. In der gesamten Bevölkerung war 2023 etwa jede siebte Person armutsgefährdet – 14,3 Prozent. Das zeigen vom BSW angefragte Eurostat-Daten, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Wie es bei Alterssicherung und Rente politisch weitergeht, ist nach dem Ende der Ampel-Regierung offen.

Laut der Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts für die Bundestagsgruppe um Sahra Wagenknecht waren 2023 exakt 3,245 Millionen Angehörige der Generation 65 plus von Armut bedroht. Im Jahr davor waren es etwas weniger (3,157 Millionen), 2021 rund 3,3 Millionen.

Diese Zahlen waren in der Vergangenheit niedriger, wie die Eurostat-Daten zeigen. 2013 waren erst rund 2,4 Millionen Ältere armutsbedroht, in den Jahren davor schwankten die Zahlen um diesen Wert oder etwas darunter. Zu berücksichtigen ist, dass auch die Zahl der Älteren in Deutschland zunimmt. Die Maßgröße, nach der Menschen mit Einkommen nach Sozialleistungen unter 60 Prozent des mittleren Einkommens gezählt werden, gilt als internationaler Standard.

Rente schützt nicht vor Bedürftigkeit

Heute schützt die Rente nicht immer vor Bedürftigkeit. So bezogen im ersten Quartal 2023 über 684 360 Senior*innen Grundsicherung, wie eine Linke-Anfrage vergangenes Jahr ergab. Tendenz: steigend bis zum aktuellen Rekord. Frauen sind besonders häufig betroffen. Vor allem bei hoher Inflation ist für die Menschen mit mehr Einkommen laut Forschenden ihr Puffer wichtig. Im unteren Einkommensbereich fehlt es dagegen an Rücklagen.

Im Nachbarland Österreich bekommen Rentner*innen spürbar frühere und höhere Renten. Fast alle Erwerbstätigen zahlen in Österreich in die gesetzliche Rente ein. Aber sowohl der Steuerzuschuss für die Rente als auch die Beitragssätze sind noch höher als in Deutschland. Eine Rente bekommt man in Österreich auch erst nach 15 Jahren.

In Deutschland zahlte die Rentenversicherung Ende vergangenen Jahres rund 18,7 Millionen Altersrenten, daneben 1,8 Millionen Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit. Bei der durchschnittlichen Altersrente brutto nach mindestens 35 Versicherungsjahren liegen das Saarland und Nordrhein-Westfalen an der Spitze – und zwar mit 1677 beziehungsweise 1644 Euro. Hier gibt es besonders viele früher meist langjährige Industriebeschäftigte. Die neuen Länder liegen bis auf Ostberlin hinten – mit dem Schlusslicht Thüringen, bei 1427 Euro.

Damit die Menschen im Alter im Verhältnis zur Lohnentwicklung in Deutschland nicht abgehängt werden, hatte die Ampel-Koalition ein konstantes Rentenniveau versprochen. Beim Rentenpaket II war es SPD und Grünen wichtig, dass das Rentenniveau bis 2039 bei 48 Prozent gehalten werden soll. Die FDP setzte sich für die sogenannte Aktienrente ein, bei der ein Anteil der Renten durch Spekualtion an der Börse finanziert werden sollte. Nach dem Bruch der Ampel heißt es abwarten. Denn bei der Rente sind die Vorstellungen der Parteien sehr unterschiedlich. Agentur/nd

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