Symbol für Klassenrente

Sarah Yolanda Koss über eine Inflationsprämie für Ruheständler*innen

Gestiegene Mieten, gestiegene Energiepreise, gestiegene Lebensmittelkosten – die Rente hält nicht mit.
Gestiegene Mieten, gestiegene Energiepreise, gestiegene Lebensmittelkosten – die Rente hält nicht mit.

Akut und doch ständig übersehen: Gleich mehrere Sozial- und Senior*innenverbände aus verschiedenen Bundesländern demonstrierten am Mittwoch für einen Inflationsausgleich für Rentner*innen. Das norddeutsche Bündnis gegen Altersarmut will bis zu 3000 Euro pro Rentner*in erkämpfen, mobilisiert seit Monaten dafür und hatte bereits im Juni eine Petition mit 200 000 Unterschriften an die Politik übergeben. Jetzt könnte man sich fragen: Haben Rentner*innen nicht größere Sorgen als so eine Prämie? Die stetig steigende Armutsgefährdung im Alter zum Beispiel, die eine einmalige Sonderzahlung nicht lösen wird?

Nun, kaum ein Thema erhitzt die Gemüter der Älteren so, wie der Inflationsausgleich. Seit Oktober 2022 können Arbeitgeber*innen ihren Beschäftigten diesen steuer- und abgabenfreien Beitrag gewähren. Das Geld haben inzwischen auch Pensionär*innen, also Beamt*innen im Ruhestand, erhalten. Sie profitieren – im Gegensatz zu Rentner*innen – von Sonderzahlungen für Beamt*innen. Kanzler Olaf Scholz stolperte über das Thema, als er während eines Bürgerdialogs über den Vorschlag kicherte. 3000 Euro für alle, wie unrealistisch.

Der damals entstandene Eindruck: Die Politik nimmt die Sorgen der ärmeren älteren Bevölkerung nicht ernst. Eben darum geht es bei der Forderung nach einer Inflationsprämie. Bisher ist sie ein Bonus für jene, die bereits mehr haben, eine Bestätigung des Klassismus des deutschen Rentensystems. Das Ergebnis sind immer mehr Menschen mit dem mulmigen Gefühl, im Alter vom Staat allein gelassen zu werden.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.