- Kultur
- Nachruf: Günter Vogler
Der Experte
Der DDR-Historiker Günter Vogler ist verstorben
Er galt national wie international als profunder Kenner der Geschichte der frühen Neuzeit, von Reformation und Bauernkrieg sowie bäuerlichen Widerstandsaktionen über das 16. Jahrhundert hinaus, wobei er bis ins hohe Alter wissenschaftlich aktiv blieb. Günter Vogler wandte sich insbesondere dem radikalen Reformator Thomas Müntzer, dessen Leben und Wirken zu. Davon zeugt unter anderem die umfangreiche 2024 neu aufgelegte Müntzer-Biografie »Neu Ordnung machen«, die den aktuellen Forschungsstand über den größten Rivalen Martin Luthers bietet und die über die Müntzerforschung hinaus Standards historischer Forschungsarbeit beschreibt. Die in diesem Frühjahr postum erscheinende umfassende Überblicksdarstellung »Als der Bauer aufstand im Land. Bäuerlicher Widerstand als Kampf für Rechte und Freiheiten vom 9. bis zum 18. Jahrhundert« darf als sein literarisches Vermächtnis gelten.
Günter Vogler wurde 1933 in Reinhardtsgrimma im Osterzgebirge geboren, studierte Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, wo er promoviert wurde und sich mit einer Arbeit über die Reformation in Nürnberg habilitierte. Generationen von Studierenden der Geschichtswissenschaft hörten seine Vorlesungen. Ihr Professor überzeugte durch große Fachkenntnis und als eine integre Persönlichkeit. Auch die Leser und Leserinnen dieser Zeitung wussten seine Artikel zu schätzen.
Günter Vogler wurde 1990 zum Vorsitzenden der Historikergesellschaft der DDR gewählt und war Gründungsvorsitzender der Thomas-Müntzer-Gesellschaft in Mühlhausen. Im 500. Jahr des Großen Deutschen Bauernkriegs wird seine Stimme fehlen. Günter Vogler verstarb am 19. Januar. nd
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