Panzerfertigung in Görlitz: »Im Krieg« angelangt

Hendrik Lasch über Panzerproduktion statt Waggonbau in der Lausitz

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Radpanzer Boxer, der künftig womöglich teilweise in Görlitz gefertigt wird
Der Radpanzer Boxer, der künftig womöglich teilweise in Görlitz gefertigt wird

Als sich der Schienenfahrzeugbauer Bombardier 2016 mit Schließungsplänen für das traditionsreiche Werk in Görlitz trug, reagierte die IG Metall mit einem drastischen sprachlichen Bild. Wenn der Konzern an den Plänen festhalte, »sind wir im Krieg«, hieß es damals. Die martialische Ankündigung sollte zeigen, für wie unverzichtbar man die gut bezahlten Industriejobs im Waggonbau für die strukturschwache Region hielt.

Jetzt übergibt Bombardier-Nachfolger Alstom das Görlitzer Werk an das Rüstungsunternehmen KNDS. Damit ist man im Wortsinne »im Krieg« angelangt. Der Konzern hat im Oktober eine Zweigstelle in der Ukraine eröffnet. 800 Waffensysteme aus seiner Produktion sind an der dortigen Front im Einsatz. Die infolge des russischen Überfalls in Gang gesetzte Rüstungsspirale in Europa füllt seine Auftragsbücher. KNDS braucht zusätzliche Produktionskapazitäten, die es nun in Görlitz findet.

Nicht nur bei Gewerkschaftern ruft die Militarisierung des Werkes zu Recht zwiespältige Reaktionen hervor. Einerseits ist man froh über den Erhalt einiger Hundert gut bezahlter Jobs. Daran herrscht in der Lausitz Mangel, der sich mit dem Kohleausstieg noch zu verschärfen droht. Ein »Strukturwandel«, wie er jetzt ansteht, ist aber nicht gut für Görlitz. Und sollte sich der Kanzler von der persönlichen Verkündung der Übernahme Rückenwind im Wahlkampf erhoffen, darf man vermuten: Die Rechnung geht nicht auf. In der Lausitz gibt es derzeit viel Zuspruch für Parteien, die – aus welchen Motiven auch immer – Nein zum Krieg sagen.

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