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Widerstand erfordert das Ende des Krieges
Cyrus Salimi-Asl zu den Protesten gegen die Hamas
Hunderte haben im Norden des Gazastreifens für ein Ende des Krieges und gegen die Hamas demonstriert. Das wäre seit Kriegsbeginn wohl der erste größere öffentliche Protest, der sich auch gegen die seit 2007 im Gazastreifen herrschende islamistische Bewegung richtet. »Hamas raus!« sollen Demonstrierende gerufen haben, »Wir wollen in Frieden und Sicherheit leben« stand auf Spruchbändern. Die Menschen haben alles verloren im Krieg und wissen nicht, was die Zukunft für sie bereithält. Die Wut auf diejenigen, die für das Elend die Mitschuld tragen, ist verständlich. Zu bewundern ist der Mut: Die Hamas ist für ihr autoritäres Regime bekannt, »Verräter« werden auch schon mal hingerichtet.
Kriegsbefürworter werden sich bestätigt fühlen und aus den Protesten eine Legitimation ableiten: ein angeblich gerechter Krieg zur Befreiung der Palästinenser von der Tyrannei. Abgesehen von dem hohen Preis – über 50 000 Palästinenser sind seit dem 7. Oktober 2023 getötet worden – wäre die Schlussfolgerung, die Hamas habe den Rückhalt in der Bevölkerung verloren, wohl übereilt, wenn nicht falsch. Dass die Hamas Zulauf bekommen hat während des Krieges, ist nicht nur Propaganda.
Die Proteste zeigen jedoch, dass die Menschen im Gazastreifen eben nicht alle blinde Hamas-Anhänger sind, wie uns die israelische Regierung weismachen will, sondern mit dem eigenen Kopf denken. Wer den Widerstand gegen ein repressives Regime stärken will, muss dafür sorgen, dass der Krieg endet, denn unter Bomben und unmittelbarer Lebensgefahr hat dieser wenig Aussicht auf Erfolg.
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