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Blutiges Wochenende in der Ukraine
Bei russischen Angriffen starben mindestens 20 Menschen
Die Menschen in der Ukraine haben ein blutiges Wochenende hinter sich. Bei einem russischen Raketenangriff auf die Heimatstadt des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Krywyj Rih, sind nach ukrainischen Angaben 19 Menschen getötet worden, darunter neun Kinder.
Nach Angaben des Chefs der Militärverwaltung der Stadt, Oleksandr Wilkul, traf die Rakete ein Wohngebiet nahe eines Spielplatzes. Er sprach von einem »Massenmord an Zivilisten«, der »Kinder, Familien, Senioren« getroffen habe. Für kommende Woche kündigte Wilkul drei Tage Trauer an.
Das russische Verteidigungsministerium sprach von einem »Präzisionsangriff«, der sich gegen ein Restaurant in der Stadt gerichtet habe, in dem sich »Kommandeure« und »westliche Ausbilder« getroffen hätten.
Selenskyj: Russland will keine Waffenruhe
Selenskyj erklärte auf Telegram, der tödliche Angriff in seiner Heimatstadt sei ein erneuter Beweis dafür, dass Russland »keine Waffenruhe will«. Nur internationaler Druck auf Russland und größtmögliche Anstrengungen zur Stärkung der Ukraine und ihrer Luftabwehr und Streitkräfte könnten dazu beitragen, »zu entscheiden, wann der Krieg endet«.
In einer weiteren Botschaft auf Onlineplattformen kritisierte der Präsident der Ukraine später die US-Botschafterin Bridget Brink dafür, dass sie Russland nicht explizit als Verursacher des Angriffs genannt habe: »Sie haben sogar Angst davor, das Wort ›russisch‹ zu benutzen.«
Auch Kiew angegriffen
In der Nacht zum Sonntag nahm das russische Militär erneut die ukrainische Hauptstadt Kiew ins Visier. In mehreren Bezirken seien Brände ausgebrochen, sagte Bürgermeister Vitali Klitschko. Später teilte Klitschko mit, ein Mann sei tot auf einer Straße gefunden worden, die von dem Angriff getroffen worden sei. Auch in anderen Landesteilen herrschte dem Bericht zufolge Raketenalarm.
Russland und die Ukraine haben ihre Luftangriffe gegeneinander in den vergangenen Wochen verstärkt – und das trotz der Versuche der Regierung von US-Präsident Donald Trump, eine baldige Waffenruhe in dem seit mehr als drei Jahren andauernden Krieg zu erreichen. Russland lehnte eine von den USA und der Ukraine vorgeschlagene Feuerpause ohne Vorbedingungen allerdings ab.
Gespräche über ausländische Truppen in Kiew
Derweil treiben Frankreich und Großbritannien Gespräche darüber voran, wie die Ukraine nach einer möglichen Waffenruhe vor Russland geschützt werden könnte. Die Generalstabschefs der beiden Länder, Thierry Burkhard und Tony Radakin, erörterten das Thema am Freitag bei einem Besuch in Kiew mit Selenskyj.
Der ukrainische Präsident sprach am Samstag von »konkreten Fortschritten und den ersten Details, wie das Sicherheitskontingent der Partner eingesetzt werden kann«. Nähere Details nannte Selenskyj aber nicht. Burkhard erklärte, es sei unter anderem über einen möglichen Einsatz internationaler »Rückversicherungstruppen« gesprochen worden.
Gespräche zwischen Moskau und Washington gehen weiter
Die Gespräche zwischen Russland und den USA könnten laut dem russischen Sondergesandten Kirill Dmitrijew bereits nächste Woche weitergehen. Trotz einer »zweifelsohne immer noch großen Anzahl an Feinden Russlands in der amerikanischen Regierung« sehe er insgesamt eine »positive Dynamik« in den Beziehungen zu den USA. Es gebe daher die »fragile Hoffnung«, dass der Dialog wiederhergestellt worden sei, sagte Dmitrijew dem staatlichen Fernsehsender Perwyj Kanal.
Dmitrijew hatte am Mittwoch und Donnerstag Gespräche in Washington geführt. Es war die erste Visite eines ranghohen Vertreters der russischen Regierung in den USA seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022. Unter US-Präsident Donald Trump haben sich die USA an Russland angenähert. So hatte Trump im Februar mit Putin telefoniert und Verhandlungen über eine mögliche Waffenruhe in der Ukraine eingeleitet. Agenturen/nd
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