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Gefährliches Zerwürfnis
Thomas Berger über die Spannungen zwischen Indien und Pakistan
Noch immer steht Indien unter Schock: 26 Tote hat der Überfall einer islamistischen Terrorgruppe am Dienstag auf Touristen im idyllischen Bergstädtchen Pahalgam gefordert. Das als »Mini-Schweiz« bekannte, vermeintlich friedliche Teilgebiet der Unruheregion Jammu und Kaschmir steht nun mit der schlimmsten Bluttat dieser Art seit Jahrzehnten in Verbindung. Und der lokale Tourismus, der sich gerade erst sachte erholt hatte, liegt wieder in Trümmern. Einen Tag lang stand das öffentliche Leben in der Regionalhauptstadt Srinagar voll Trauer, Bestürzung und Beileid so still wie seit 35 Jahren nicht.
Langfristig viel schlimmer jedoch: Zwischen den ohnehin verfeindeten Nachbarn Indien und Pakistan, beides Atommächte, ist eine neue politische Eiszeit ausgebrochen. Seit fast 80 Jahren läuft der teils gewaltsam ausgetragene Streit um das frühere Fürstentum. Drei Tatverdächtige sollen pakistanische Pässe haben. Vor allem deswegen erneuerte die Regierung in Delhi in verschärfter Weise den altbekannten Vorwurf der Terrorismusunterstützung an Pakistan – nun mit drastischen Begleitmaßnahmen.
Bis Dienstag müssen alle pakistanischen Staatsbürger Indien verlassen, wurde verfügt. Pakistan kündigte im Gegenzug die Ausweisung indischer Diplomaten an und sperrte seinen Luftraum. Zudem wurde von Indien das 1960 geschlossene Abkommen aufgekündigt, mit dem die Wasseraufteilung des Indus und seiner Nebenflüsse geregelt ist. So tief war das Zerwürfnis selten zuvor. Das braucht eine Welt, die sich ohnehin in Aufruhr befindet, als neues Risiko überhaupt nicht. Doch selbst die UN-Appelle zur Mäßigung scheinen ungehört zu verhallen.
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