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- Nationalgefühl
Arminia über alles
Monumentalstatue Hermann trägt jetzt blau. Er beendet damit seine Lebenslüge.
Alles, was man über das deutsche Nationalgefühl wissen muss, erzählt uns dieser Tage Hermann, der Cherusker, wie er gereckten Schwertes in den westfälischen Himmel ragt. Vor einiger Zeit haben sie ihn hier mal hingestellt, um zu behaupten: Es gebe so etwas. Eine deutsche Nation. Die vereinigt sein müsse. Um Römern und sonstigem Fremdgesocks auf die Omme zu hauen. Dabei, lässt man das stahlhart erigierte Volksgefühl mal weg: Die Germanen gab es so nie. Es gab nur eine Vielzahl durcheinanderlaufender Stämme, die sich auf ihren Wegen durch Mitteleuropa fröhlich mit allen möglichen anderen vermischt haben, das ist auch viel gesünder.
Deutsch? War immer eine wilde Mischung aller möglichen Umherwanderer und Rumknutscher, und da taugt es ganz gut, dass der symbolische Einheitsgermane irgendwo an den Waldrand gestellt worden ist, wo er nicht weiter stört und irgendwann ein Windrad drangebaut werden kann. Mit seinem neuen Fußballtrikot stellt er sich nun auch endlich in den Dienst der Fakten: Seine Homies sind nur die Locals aus der Gegend, also die Arminen aus Bielefeld, und sie machen sich bereit, im DFB-Pokalfinale einen übermächtigen Feind aus dem Süden zu vermöbeln, die Schwaben vom VfB Stuttgart nämlich. Und das ist die pure, lautere Wahrheit übers deutsche Nationalgefühl: Der Trumm ist ja viel zu groß, und recht eigentlich braucht niemand ein so unübersichtliches Vaterland, das die katholischen Bergvölker des Südens ebenso umfasst wie die aquavitklaren Skandinavienfahrer des Nordens, die sich alle, wenn man ehrlich ist, untereinander so nah sind wie die Söldner der römischen Legionen es waren: zwangsvereint in Elend und Not, in Lohn und Brot, dabei leise stöhnend.
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