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Berlin-Lichtenberg: Linksjugend-Sprecher zu Boden geschlagen

Lasko Schleunung liegt nach einem rechtsextremen Angriff mit einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus

  • Paulina Rohm
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Zahl rechter Gewalttaten nimmt auch in Berlin zu.
Die Zahl rechter Gewalttaten nimmt auch in Berlin zu.

Die rechte Gewalt im Berliner Bezirk Lichtenberg gegen Mitglieder der Linken eskaliert weiter. Lasko Schleunung, Sprecher der dortigen Linksjugend, ging am Mittwochabend in seinem Kiez spazieren, als er bemerkte, dass ihm jemand folgte. »Erst dachte ich mir: ›Komm, das bildest du dir doch nur ein.‹ Doch dann kam der Schlag auf den Hinterkopf und ich ging zu Boden«, erzählt der 18-Jährige »nd«. Der unbekannte Täter flüchtete. Schleunung rief die Polizei und wurde per Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Er hat eine schwere Gehirnerschütterung erlitten, kann zurzeit weder essen noch trinken und wird deshalb zunächst zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben.

Für das Solidaritätsnetzwerk Berlin steht »das politische Motiv außer Frage«. Auch für viele Menschen, die sich über die sozialen Medien mit Schleunung solidarisieren, ist klar, dass der Angriff von rechts kam. Die gezielte Einschüchterung und rechte Gewalt gegen Linke sind für Schleunung allgegenwärtig. »Hier gibt es halt viele Nazis und die kennen mich natürlich mittlerweile auch.« Mit seinem Engagement an der Schule und regelmäßigen Anzeigen gegen die AfD ziehe er schon seit 2023 die Aufmerksamkeit der Rechten auf sich.

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Erst am 25. März wurde Schleunung vor der Geschäftsstelle der Linken bespuckt und erhielt Morddrohungen. Dem Parteimitglied sei damals angedroht worden, »dass es beim nächsten Mal nicht nur beim Spucken bleibe«, heißt es in einer Pressemitteilung, die der Bezirksverband der Linken wenige Tage nach dem Angriff im März veröffentlichte. Der Angreifer sei ein »offen rechtsradikal auftretender Hooligan« gewesen.

Schleunung ist am Aufbau einer »Arbeitsgruppe Antifaschismus« innerhalb des Linke-Bezirksverbands Lichtenberg beteiligt und setzt sich seiner Partei zufolge für eine stärkere Vernetzung antifaschistischer Initiativen und Beratungsstellen im Bezirk ein.

Dabei ist er nicht der erste Linke, der in Lichtenberg von Rechtsextremisten angegriffen wird. Mitte März jagten mit Quarzsandhandschuhen bewaffnete Neonazis Leon W. und zwei seiner Freunde nachts durch die Straßen des Ortsteils Neu-Hohenschönhausen. In der Nacht auf den 10. Mai wurden ebenfalls in Neu-Hohenschönhausen Hakenkreuze in acht Autos geritzt. All diese Fälle sind dem Landeskriminalamt bekannt.

»Für mich persönlich ändert das nichts. Antifa bleibt Handarbeit.«

Lasko Schleunung Sprecher Linksjugend Lichtenberg

Kiara Welsch, Bundessprecherin von Linksjugend Solid, versteht die jüngste Gewalt und die Einschüchterungsversuche gegen Schleunung als Angriff auf die gesamte Linke: »Getroffen hat es Lasko, gemeint sind wir alle!«

»Für mich persönlich ändert das nichts. Antifa bleibt Handarbeit«, reagiert Schleunung auf den Angriff. Er spüre die Unterstützung der anderen. Der 18-Jährige erzählt, dass sein Stationszimmer im Krankenhaus voller Blumensträuße sei. Auch das gebe ihm Kraft. »Klar wollen die uns einschüchtern. Aber der Kampf muss weitergehen«, betont Schleunung. Er werde auch in Zukunft weiter »genau hingucken« und sich gegen die rechte Raumnahme in Lichtenberg engagieren. »Sie können uns ins Krankenhaus prügeln, aber die Revolution können sie langfristig nicht verhindern«, sagt Schleunung. Er bezieht sich dabei auf den Dichter Pablo Neruda, der formulierte: »Sie können wohl alle Blumen abschneiden, aber sie können den Frühling nicht verhindern.«

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