Asien ist mit Corona-Welle konfrontiert

Zahlreiche asiatische Länder melden eine starke Zunahme der Infektionen. Besonders betroffen ist Thailand

  • Robert Lenz
  • Lesedauer: 3 Min.
In Indien werden Coronatests wieder stärker nachgefragt.
In Indien werden Coronatests wieder stärker nachgefragt.

Am 1. Juni erlag im Dorf Pachgaon im indischen Bundesstaat Maharashtra eine 75-jährige Frau ihrer Covid-19-Erkrankung. Der Fall der an Diabetes leidenden alten Dame sorgte im Land für Schlagzeilen. Laut Gerüchten in sozialen Medien sollen sich Mitarbeiter des Krematoriums geweigert haben, die Verstorbene für die Verbrennung vorzubereiten. Vijay Patil, Chef des zuständigen Gesundheitsamtes wies diese Behauptung jedoch zurück: »Das Krematoriumspersonal führte die traditionellen Riten für die Frau unter Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften durch.«

Dennoch verdeutlicht der Fall die aktuelle Beunruhigung in Indien über eine neue Coronawelle. Die Covid-19-Infektionen haben wieder zugenommen, mit Schwerpunkt in Maharashtra und Kerala. Im ganzen Land gab es Anfang Juni nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Delhi 3758 aktive Covid-Fälle.

Die Weltgesundheitsorganisation wies vor wenigen Tagen darauf hin, dass seit Mitte Februar ein starker Anstieg der Corona-Zahlen insbesondere in den Regionen östliches Mittelmeer, Westpazifik und Südostasien zu beobachten sei. Besonders betroffen ist offenbar Thailand. Alleine in der letzten Maiwoche wurden in dem beliebten Urlaubsland 65 880 neue Corona-Infektionen und drei Todesfälle gemeldet. Hier stiegen die Zahlen vor allem seit dem buddhistischen Neujahrsfest Mitte April stark an, das von Thais und Touristen tagelang mit exzessiven Wasserschlachten und Straßenpartys mit Zehntausenden Menschen gefeiert wird.

In Hongkong meldete die Gesundheitsbehörde im Mai die höchste Zahl positiver Coronatests seit zwölf Monaten. Abwasseranalysen hätten eine förmlich explodierte Viruslast gezeigt. Die Regierung in Singapur berichtete Mitte Mai, dass die Zahl der Hospitalisierung von Corona-Patienten auf 350 pro Woche gestiegen sei. Ein Anstieg von Coronafällen wurde in diesem Frühjahr auch in den USA und im Vereinigten Königreich beobachtet, während Kontinentaleuropa bisher noch nicht betroffen ist. Laut den aktuellen Daten des Robert-Koch-Instituts kommt LP.8.1 bislang noch nicht so häufig vor. Generell befänden sich die Werte der Sars-CoV-2-, Influenza- und RSV-Viruslast im Abwasser aktuell auf einem niedrigen Niveau.

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Die globalen Daten zeigen aber, dass Covid-19 weiter aktiv ist und das in einer Jahreszeit, in der Atemwegserkrankungen normalerweise weniger häufig auftreten. Die Welle in Asien geht auf die neue Virusvariante LP.8.1 zurück, die besser in der Lage ist, den Immunschutz zu umgehen. Die Krankheitsverläufe bleiben aber wie bei frühen Omikron-Varianten in aller Regel leicht. Die WHO empfiehlt indes, dass Impfstoffhersteller LP.8.1 und zwei weitere stark zirkulierende Varianten bei ihren neuen Vakzinen zugrundelegen. Auch die EU-Arzneimittelagentur EMA hat kürzlich Unternehmen aufgefordert, sich mit ihr »in Verbindung zu setzen, um Strategien zur Änderung der Zusammensetzung ihrer Impfstoffe zu besprechen«.

Als Normalbürger muss man sich nicht mit dem kryptischen Buchstaben- und Zahlensalat beschäftigen. Selbst in den betroffenen asiatischen Ländern sind weder Maskenpflicht, Lockdowns oder Reisewarnungen in Sicht. Experten raten aber eindringlich zu Auffrischungsimpfungen und warnen vor grundloser Panik. Vijay Patil in Indien dürfte Ärzten in aller Welt aus dem Herzen gesprochen haben, als er sagte: »Die Menschen werden gebeten, keine Gerüchte zu verbreiten.«

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