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Luftwaffe will neuartige Kampfdrohnen

Drei Industriekonsortien konkurrieren um Auftrag für große neue Angriffssysteme

Airbus und Kratos bauen sogenannte Zieldrohnen, mit denen die militärische Luftabwehr trainiert wird. Dieses Konzept will nun auch die deutsche Rüstungsfirma zu einer Deep-Strike-Drohne entwickeln.
Airbus und Kratos bauen sogenannte Zieldrohnen, mit denen die militärische Luftabwehr trainiert wird. Dieses Konzept will nun auch die deutsche Rüstungsfirma zu einer Deep-Strike-Drohne entwickeln.

Die Bundeswehr steht vor einem neuen Aufrüstungsprojekt: Bis 2029 will die Luftwaffe nach Informationen des »Handelsblatts« Kampfdrohnen beschaffen, die Ziele tief im gegnerischen Hinterland angreifen können. Diese sogenannten Deep-Strike-Drohnen unterscheiden sich von trägen bewaffneten Langstreckendrohnen, wie sie die Luftwaffe bereits im Arsenal hat: Sie fliegen knapp unter Schallgeschwindigkeit und sind auch als »Loyal Wingman« einsetzbar, die Kampfjets begleiten oder als »Unmanned Combat Aerial Vehicle« Luftkämpfe mit gegnerischen Flugzeugen durchführen. Die neuartigen Drohnen sollen eine Reichweite von über 1000 Kilometern haben. Bisher verfügt die Bundeswehr nur über den besatzungslosen Taurus-Marschflugkörper mit maximal 500 Kilometern Reichweite.

Laut dem »Handelsblatt« erfolgt die mögliche militärische Grundsatzentscheidung vor dem Hintergrund einer angeblich wachsenden Bedrohung durch Russland. Deshalb habe die Luftwaffe »eine entsprechende Anforderung« an führende deutsche Rüstungshersteller gestellt. Drei Konsortien sind demnach im Rennen.

Airbus Defence mit Sitz in Bremen hat sich für Deep-Strike-Drohnen mit dem amerikanischen Rüstungskonzern Kratos verbündet, dessen Kampfdrohne Valkyrie bei der US-Luftwaffe angeblich schon Kampfflugzeuge wie die F-35 begleitet.

Der Düsseldorfer Rüstungsgigant Rheinmetall hat eine Partnerschaft mit dem kalifornischen Drohnenspezialisten Anduril geschlossen – dem wertvollsten wagniskapitalfinanzierten Rüstungsunternehmen der Welt. Anduril entwickelt bereits Drohnen für die US-Luftwaffe und im britischen Auftrag für die Ukraine. Zusätzlich arbeitet Rheinmetall mit dem US-Start-up Auterion an Betriebssystemen für unbemannte Systeme.

Das Münchener KI-Start-up Helsing will mit dem kürzlich übernommenen deutschen Flugzeughersteller Grob eine komplett neue deutsche Kampfdrohne entwickeln. Nach einem dem »Handelsblatt« vorliegenden geheimen Dokument befindet sich das Projekt aber noch in der Designphase. Die mit zwölf Milliarden Euro bewertete Firma hat bereits KI-Systeme entwickelt, die Kampfflugzeuge steuern können. Das Helsing-System »Centaur« soll bei einem Testflug mit einem schwedischen Jet die vollständige Kontrolle innegehabt haben.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) peilt zu den Deep-Strike-Drohnen auch eine Vorherrschaft in dem europäischen »European Long Range Strike Approach« (ELSA) an. Das EU-Projekt ist ein im Juli 2024 vereinbartes Rüstungsvorhaben für konventionelle Waffensysteme mit über 2000 Kilometer Reichweite. Teilnehmer sind Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, Schweden und Großbritannien. Hintergrund ist auch die Warnung der EU-Kommission, Westeuropa müsse sich auf die reale Möglichkeit eines groß angelegten russischen Angriffskrieges in wenigen Jahren vorbereiten.

Vergangene Woche hat die Bundesregierung einen Gesetzesentwurf für die schnellere Umsetzung von Rüstungsprojekten beschlossen. Ob diese auch Deep-Strike-Drohnen betreffen, will das Verteidigungsministerium nicht bestätigen, es habe jedoch »erste Informationsgespräche« dazu gegeben. Für die Industrie geht es um mehr als nur ein Milliardengeschäft: Wer den Auftrag gewinnt, könnte auch neue Standards für die deutsche Militarisierung des Luftraums setzen. Kampfdrohnen sollen künftig neben Eurofighter, Tornado und F-35 das Rückgrat der Luftwaffe bilden.

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