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Der Traum von der E-Auto-Fabrik
Arbeitsplätze sind ein Totschlagargument
Die Zahl der Arbeitslosen steigt. Jeder sich bietende Job in der Industrie sollte da willkommen sein, und das Interesse der chinesischen Firma Dreame, nahe der Tesla-Autofabrik ein eigenes Werk für E-Autos zu bauen, sollte auf ungeteilte Zustimmung stoßen – oder etwa nicht?
»Bizarr« nannte Alexander Schirp von den Unternehmensverbänden jetzt Einwände von Naturschützern und Kommunalpolitikern. »Ein Land, das auf das dritte Rezessionsjahr in Folge zusteuert, sollte die Dinge anders angehen. Brandenburg und Deutschland brauchen jede Investition«, meint Schirp.
Um aber von Dreame zu träumen, müssen die von Tesla ausgelösten Albträume verdrängt werden. »Tesla lehrt uns: In Geheimverhandlungen erzielte Lösungen sind selten gute und nachhaltige Lösungen«, warnte nicht umsonst Linke-Vizelandeschef Stephan Wende. Es brauche eine ernsthafte Debatte, ob die Entwicklung des Landkreises Oder-Spree zur Gesundheits- und Tourismusregion zugunsten der Autoindustrie aufgegeben werden solle. Bereits die Tesla-Ansiedlung habe zu einer gefährlichen Wasserverknappung geführt.
Arbeitsplätze sind wichtig. Arbeitsplätze sind aber auch ein Totschlagargument, mit dem in der Vergangenheit noch das irrwitzigste Projekt gerechtfertigt worden ist: die Luftschiffhalle in Brand, die Rennstrecke Lausitzring. Vergessen müsste man jetzt auch, dass Tesla 40 000 Arbeitsplätze verhieß, aber nur 12 000 geschaffen hat.
Als vergesslich erweist sich die AfD. Sie giftet gegen eine für Tesla lästige Konkurrenz aus China, nachdem Tesla-Boss Elon Musk sein Herz für die AfD entdeckte. Als er der AfD noch als Verfechter einer grünen Technologie galt, bekämpfte sie seine Fabrik in Grünheide energisch.
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