Oberst nach Putsch als Präsident vereidigt

Putschist Michael Randrianirina lehnt Forderung nach schneller Neuwahl ab

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Aus der Uniform in den Anzug. Michael Randrianirina sieht sich als Übergangspräsident mit langer Frist.
Aus der Uniform in den Anzug. Michael Randrianirina sieht sich als Übergangspräsident mit langer Frist.

Antananarivo. Wenige Tage nach einem Militärputsch in Madagaskar ist der Anführer des Aufstands, Oberst Michael Randrianirina, neuer Staatschef des Landes. Der 51-Jährige wurde vom Verfassungsgericht zum Präsidenten für die Neugründung der Republik vereidigt. Seine Spezialeinheit Capsat hatte am Dienstag die Machtübernahme in dem Inselstaat verkündet.

Randrianirina hat Wahlen in anderthalb bis zwei Jahren versprochen. Eine Forderung des Gerichts nach Wahlen binnen 60 Tagen lehnte er ab und verwies auf nötige Reformen.

Verjagter Ex-Präsident sieht sich weiter im Amt

Der Oberst, der in einem zivilen Anzug auftrat, sprach von einem historischen Wendepunkt und versprach Rückhalt für die Forderungen der Jugend nach einer Lösung der wirtschaftlichen Probleme. Der Vereidigung wohnten ranghohe Militärs, Politiker, Vertreter der Jugend sowie Diplomaten unter anderem aus Deutschland, Frankreich, den USA, China und Russland bei.

Präsident Andry Rajoelina war nach Massenprotesten außer Landes geflohen und vom Parlament des Amts enthoben worden. Medienberichten zufolge soll er sich in Dubai aufhalten. Seine Vertreter beharren darauf, dass er weiterhin im Amt ist. Rajoelina hatte sich selbst 2009 an die Macht geputscht und Madagaskar zuletzt seit 2019 als Präsident regiert.

80 Prozent der Einwohner leben in Armut

Der riesige Inselstaat vor der Südostküste Afrikas ist doppelt so groß wie Italien, zählt aber mit rund 30 Millionen Menschen nur etwa die Hälfte der Einwohner. Das Land ist weltweiter Hauptexporteur von Vanille. 80 Prozent der Einwohner leben der Weltbank zufolge unter der Armutsgrenze.

Seit Ende September hatten dort vor allem junge Menschen mit teils gewalttätigen Demonstrationen den Rücktritt des Präsidenten gefordert. Auslöser der Aufstände waren Strom- und Wasserausfälle, Missstände im Bildungssystem sowie hohe Arbeitslosigkeit und weit verbreitete Armut. dpa/nd

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