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Rekord-Europameister: Die deutschen Frauen sind das Maß der Dinge

Während die DTTB-Spielerinnen dominieren, müssen sich die Männer erst wieder nach vorn spielen

  • René Hamann
  • Lesedauer: 4 Min.
Mit 19 Jahren längst Führungsspielerin: Annett Kaufmann
Mit 19 Jahren längst Führungsspielerin: Annett Kaufmann

Den deutschen Tischtennisspielerinnen gelang Erstaunliches: Nachdem sie am Sonntag zum dritten Mal in Folge die Europameisterschaft der Teams gewonnen haben, sind sie mit nunmehr zehn Titeln die Rekordsiegerinnen dieses Wettbewerbs. Und: Bei ihrem neuerlichen Triumph schafften sie es, zum zwölften Mal in Folge ohne Spielverlust zu bleiben. Im kroatischen Zadar spielten Annett Kaufmann, Sabine Winter, Nina Mittelham und Yuan Wan sechsmal 3:0 – egal, wer auf der anderen Seite stand: Alle Spielerinnen blieben bei der EM ohne Niederlage.

Chancenlose Dauerrivalinnen

Die Tischtennis-Konkurrenz war diesmal chancenlos. Die Französinnen nahmen sich überraschend selbst früh aus dem Turnier, als sie gegen die Niederlande nach 2:0 noch 2:3 verloren und sich anschließend gegen Spanien nicht gegen das Schicksal stemmen konnten. Die Spanierinnen unterlagen dann den Schwedinnen, die ihrerseits den Deutschen im Viertelfinale nicht Paroli bieten konnten, Portugal hatte dann im Halbfinale kaum eine Chance.

Im Finale warteten die Rumäninnen. Deren Spitzenkraft Bernadette Szőcs, Europameisterin im Doppel und EM-Finalistin im Einzel, staunte nicht schlecht, als sie gegen die 19-jährige Kaufmann zum ersten Mal in ihrer Karriere verlor, im fünften Satz. Elizabeta Samara fand erst zu spät ein Mittel gegen die Anti-Spielerin Winter. Und Andreea Dragoman konnte gegen Nina Mittelham auch nichts reißen: So endete das Finale für die deutschen Dauerrivalinnen mit einem ernüchternden 0:3.

Maß der Dinge

Die Deutschen zeigten in Zadar ihre Fähigkeiten als Turnierteam. Besonders Kaufmann spielte entschlossen und kraftvoll – mit ihr wird die europäische Spitze um Szőcs und die Österreicherin Sofia Polcanova in den nächsten Jahren schwer zu rechnen haben. Aber auch Winter zeigte wieder einmal, wie gut sie das Spiel mit dem Anti inzwischen beherrscht. Eine Überraschung war Mittelham, die es anscheinend geschafft hat, an ihre Form vor der Bandscheibenverletzung von Olympia 2024 anzuschließen. Sie ist mehr als auf dem Weg zurück.

Und so bleiben die deutschen Frauen in Europa das Maß der Dinge. Kaufmann spielt wuchtig und schnell, Winter ist nur schwer ausrechenbar und Mittelham vereint beide Stile. Reicht das, um künftig den dominanten Asiatinnen Paroli bieten zu können? Und wie läuft es dann zusammen mit den deutschen Männern? Denn ab 2028 wird der olympische Teamwettbewerb ein gemischter sein.

In Zadar ging es für die Männer aber erst einmal wieder bergab: Aus im Halbfinale gegen die am Ende siegreichen Franzosen. Immerhin Bronze. 2023 gab es noch eine knappe, umkämpfte Niederlage im Finale gegen die Schweden.

Bemerkenswerte Männer

Dennoch war es durchaus bemerkenswert, was die Deutschen an die Platte brachten. Gegen die Dänen im Achtelfinale zeigten besonders Benedikt Duda und Patrick Franziska sehr starke Leistungen. Das bestätigten sie im Viertelfinale gegen Kroatien. Und auch gegen die übermächtig scheinenden Franzosen im Halbfinale blieb es lange spannend – Duda schlug in der Revanche fürs EM-Einzelfinale 2024 Alexis Lebrun, Franziska sah gegen dessen Bruder Felix lange gut aus. Am Ende hieß es aber 1:3: Felix Lebrun war für beide deutschen Spieler zu stark, Simon Gauzy, seit einiger Zeit in Bestform unterwegs, rauschte über den bemitleidenswerten Dang Qiu hinweg. Im Finale spielten die drei dann die aufstrebende Jugend aus Rumänien auseinander – 3:0, der nächste Titel für die Lebruns. Frankreich ist Europameister.

Nun wartet noch ein Höhepunkt. Am Ende des Jahres startet in Chengdu der allererste World Cup der Mixed Teams – ein Modus, an den man sich erst mal gewöhnen muss, aber auch eine neue Möglichkeit, die asiatische Dominanz zu brechen. 16 Nationen sind am Start, auch das deutsche Team.

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