Präsidentenwahl in Côte d’Ivoire: Amtsinhaber galt als Favorit

Oppositionskandidaten wurden von der Wahl ausgeschlossen

  • Pierre Donadieu
  • Lesedauer: 3 Min.
»Es muss demokratisch aussehen ...« Alassane Ouattara hat in der Côte d’Ivoire dafür gesorgt, dass ihm niemand sein Präsidentenamt streitig macht.
»Es muss demokratisch aussehen ...« Alassane Ouattara hat in der Côte d’Ivoire dafür gesorgt, dass ihm niemand sein Präsidentenamt streitig macht.

Wahl in angespannter politischer Lage: In der Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) haben rund neun Millionen stimmberechtigte Bürger einen neuen Präsidenten gewählt. Klarer Favorit bei der Abstimmung am Samstag war der 83-jährige Amtsinhaber Alassane Ouattara, der trotz massiver Kritik erneut für eine vierte Amtszeit in dem westafrikanischen Land kandidierte. Während die Menschen am Sonntag auf das Resultat der Stimmauszählung warteten, sprach ein hochrangiger Oppositionspolitiker bereits von »Wahlbetrug«.

Wegen der politischen Spannungen in dem westafrikanischen Land war bei der Wahl ein großes Sicherheitsaufgebot eingesetzt. Rund 44 000 Sicherheitskräfte landesweit sollten die erwarteten Proteste im Zuge der Wahl unter Kontrolle halten.

Massives Polizeiaufgebot zur Absicherung der Wahl

Der Urnengang am Samstag verlief jedoch weitgehend ohne größere Zwischenfälle – wenngleich die Wahlbeteiligung gering ausfiel. Laut einer der Nachrichtenagentur AFP übermittelten Bilanz der Sicherheitskräfte wurde in zwei Prozent der Wahllokale, was rund 200 Stellen entspricht, Zwischenfälle gemeldet. Vereinzelte Zusammenstöße in mehreren Orten im Süden und Westen des Landes hatten laut Innenminister Vagondo Diomandé »keinen wesentlichen Einfluss auf den Ablauf der Wahl«.

Offizielle Zahlen verlauteten zunächst nicht, doch der Chef der unabhängigen Wahlkommission CEI, Ibrahime Kuibiert Coulibaly, schätzte die Wahlbeteiligung am Samstagabend auf »etwa 50 Prozent«. Mit dem offiziellen Ergebnis wurde am Montag gerechnet.

Oppositionshochburgen boykottieren die Wahl

In den Oppositionshochburgen im Westen und Süden blieben viele Wahllokale fast menschenleer, darunter auch in der Wirtschaftsmetropole Abidjan, dem wichtigsten Wahlbezirk des Landes. Im traditionell Präsident Ouattara zugeneigten Norden beteiligten sich dagegen viele Wählerinnen und Wähler an der Abstimmung, insbesondere in Bouaké, der zweitgrößten Stadt des Landes.

Es gebe »eine sehr deutliche Kluft« zwischen dem Norden und dem Süden, sagte der Fraktionschef der wichtigsten Oppositionspartei PDCI, Simon Doho, der Nachrichtenagentur AFP. Die Wahlbeteiligung sei »geringer als angekündigt«. »Man kann Zweifel an der Legitimität eines unter diesen Bedingungen gewählten Präsidenten haben«, fügte er hinzu.

»Ich habe nicht gewählt«, sagte der 26-jährige Student Olivier der AFP in Abidjan. »Mein Kandidat wurde ausgeschlossen.«

Wichtige Gegenkandidaten im Vorfeld ausgeschlossen

Ouattaras stärkste Konkurrenten, sein Vorgänger Laurent Gbagbo und der ehemalige Chef der Schweizer Bank Credit Suisse, Tidjane Thiam, waren von der Wahl ausgeschlossen worden. Neben dem seit 2011 regierenden Präsidenten standen vier Oppositionskandidaten zur Wahl, jedoch vertritt keiner von ihnen eine etablierte Partei.

Einem Großteil der Wähler fehlte somit am Samstag ein Gegenkandidat – was die Aussicht auf eine Mehrheit der Stimmen für Ouattara erhöht.

Der 83-Jährige erschien am Samstagabend nach der Wahl lächelnd in der Zentrale seiner Partei, wie AFP-Journalisten beobachteten. Er wurde von einigen Dutzend Anhängern mit Applaus empfangen.

Mehrere Tote bei Zusammenstößen

In den vergangenen Wochen waren tausende Menschen in der Elfenbeinküste auf die Straßen gegangen, um gegen den Ausschluss der aussichtsreichsten Oppositionskandidaten zu demonstrieren. Bei gewaltsamen Zusammenstößen kamen vier Menschen ums Leben, hunderte weitere wurden festgenommen. Am Montag wurde das Gebäude einer unabhängigen Wahlkommission in Brand gesetzt. Die Behörden der Elfenbeinküste erließen daraufhin ein Versammlungsverbot.

Am Samstag kam es indes zu weiteren Vorfällen: Zwei Menschen wurden getötet und 22 weitere durch Schüsse oder Messerstiche verletzt, wie die AFP aus Sicherheitskreisen erfuhr. Bei einem der Toten handelt es sich um einen 13-jährigen Jugendlichen. Mit diesen beiden Toten am Wahltag wurden damit seit Mitte Oktober insgesamt sechs Menschen im Zusammenhang mit den Wahlen getötet. AFP/nd

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