Simbabwe: Permakultur ist der Schlüssel

PORET-Gründer Julious Piti über nach­haltige und gerechte Land­nutzung in Simbabwe

  • Interview: Helen Bauerfeind, WFD
  • Lesedauer: 3 Min.
So vielfältig ist das Saatgut, das auf dem Saatgutfestival von PORET ausgestellt ist.
So vielfältig ist das Saatgut, das auf dem Saatgutfestival von PORET ausgestellt ist.

Julious Piti, man kann die Geschichte von PORET, ohne zu übertreiben, als Erfolgsstory beschreiben: Zu Beginn arbeiteten Sie mit 32 Familien zusammen, heute sind es mehr als 4000 Familien in einem Einzugsgebiet mit fast 100 Dörfern. Können Sie uns berichten, wie Sie vor mehr als 30 Jahren begonnen haben und wo PORET heute steht?

Wir hatten zu Beginn die Vision, dass wir agrarökologische Methoden regional ausweiten wollen. Wir hatten mit Permakultur schon gute Erfolge erzielt und wollten auch andere kleinbäuerliche Betriebe davon überzeugen. Aber es gab sehr viele Menschen, die diesen Weg nicht mit uns gehen wollten. Auch die Regierung war anfangs skeptisch: Sie nahm an, dass wir Hunger und Armut in die Gemeinden zurückbringen würden, und schickte uns Beamte der Kriminalpolizei nach Chaseyama, um uns zu überprüfen. Aber die agrarökologischen Methoden erwiesen sich als sehr nützlich, die Ernten wurden besser, und das Projekt wuchs über die Jahre stetig. Im Jahr 2007 gewann PORET den National Environment Award. Heute sehen wir, dass die Menschen die Arbeit, die wir leisten, sehr schätzen. Letztes Jahr veranstalteten wir das »The Good Seed and Food Festival«, bei dem etwa 4000 Menschen zusammenkamen, um mit uns in Chakohwa zu feiern. Sogar die Frau des simbabwischen Präsidenten hat PORET vor einiger Zeit besucht und einen Tag in unserem Zentrum verbracht!

Interview

Julious Piti hat Ende der 90er Jahre die Organisation PORET (Participatory Organic Research Extension and Trai­ning) im Osten Simbabwes gegrün­det. Sie betreibt ein Lern­zen­trum für Agrar­ökologie in Trocken­regionen und bringt Menschen aus 99 Dörfern zusammen – mit dem Ziel, die knappen Ressourcen Land und Wasser nach­haltig und gemein­schaft­lich zu nutzen.

In der Trockensavanne von Simbabwe regnet es jährlich nur etwa 300 Millimeter pro Jahr. Deshalb gab es viele Konflikte um Land und Wasser. Gibt es die immer noch?

Wir versuchen diese Probleme zu lösen, indem wir zum Beispiel Gespräche mit Dorfvorstehern oder Dorfältesten führen. Denn in Zukunft wird sich die Situation verschärfen, weil die Bevölkerung wächst, aber die Fläche nicht. Die Menschen werden also um fruchtbaren Boden konkurrieren. Deshalb dürfen wir ihn nicht auslaugen, sondern müssen ihn nachhaltig, gerecht und gemeinschaftlich nutzen. Es gibt auch immer noch Konflikte zwischen den Geschlechtern: Zum Teil dürfen Frauen kein Feld bekommen, weil traditionell nur verheiratete Männer Land besitzen dürfen. So werden viele Menschen, die schutzbedürftig sind, ausgebeutet. Aber dank der vielen Gespräche, die wir mit Dorfvorstehern und -ältesten geführt haben, konnten auch Frauen Felder bekommen. Es ist also eine sehr langwierige und schwierige Anpassung, bei der wir traditionelle Normen aufbrechen. Heute sind bei unseren Treffen 80 Prozent der Teilnehmenden Frauen. Viele Männer sind in Südafrika oder in Harare, um zu arbeiten.

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Was ist Ihnen heute wichtig, was will PORET erreichen?

Wir müssen das Wissen über nachhaltige Anbaumethoden verbreiten, darüber, wie man die Ressource Wasser am besten nutzt, wie wichtig Bäume für die Erhaltung der Böden sind, wie man sie pflegt usw. Dann sind die Menschen in der Lage, ihre Ressourcen nachhaltig zu nutzen, die den Gemeinden das Überleben sichern. Ebenso wichtig ist es, dass wir dies als Gemeinschaftsprojekt ansehen, dass wir niemanden allein lassen. Während des Wirbelsturms »Idai« im Jahr 2019 sind viele Menschen ums Leben gekommen, es gibt viele Waisenkinder. Auch um sie müssen wir uns in der Gemeinschaft kümmern. Wir denken darüber nach, für diese Menschen ein Programm aufzubauen, in dem sie praktische Erfahrungen sammeln können, um ihnen später ein Leben zu ermöglichen, in dem sie sich selbst versorgen.

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