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Eins und eins wird eins

Neues Magazin für globale Themen wird herausgegeben

  • Kai Walter
  • Lesedauer: 3 Min.

Sparzwänge veranlassten den Herausgeber aus zwei Publikationen eine zu machen. Statt »der überblick« und »eins Entwicklungspolitik« gibt es in Zukunft »welt-sichten«. Die neue Zeitschrift wird ein eigenständiges Blatt sein. In Berlin wurde die neue Publikation vergangene Woche vorgestellt.

»Mit dem Heft 4/2007 endet nach 43 Jahren das Erscheinen dieser Zeitschrift.« Mit diesem schlichten Satz teilt die Redaktion von »der überblick« seinen Lesern auf der Webseite mit, dass eine Institution der entwicklungspolitischen Publikationsszene geschlossen wird. Das passiert nicht freiwillig. Die Mitarbeiter waren bis zuletzt gegen die Fusion mit »eins Entwicklungspolitik«. Vor allem, weil es aus ihrer Sicht keine ist. Bewusst sei »der überblick« kein Fachblatt gewesen. Der ehemaligen verantwortlichen Redakteurin Renate Wilke-Launer zufolge wollte man auch »dem Elektroingenieur« und »der Sekretärin« unter den Lesern eine genussvolle und gewinnbringende Lektüre ermöglichen.

Mehrere Jahrzehnte leistete sich die evangelische Kirche in Deutschland zwei Publikationen, die Informationen und Hintergründe zu Themen aus der Entwicklungspolitik und den Entwicklungsländern lieferten. Mit unterschiedlichen Konzepten bildeten sie einen kritischen und unabhängigen Gegenpol zu den Hauspublikationen von Ministerien und anderen Institutionen. Sowohl »eins Entwicklungspolitik« als auch »der überblick« wurden aufwendig produziert und hochgradig subventioniert. So konnten Themen publiziert werden, die in der Medienlandschaft sonst nur am Rande vorkommen. Beide Zeitschriften erschienen in relativ geringer Auflage und erreichten überwiegend ein Fachpublikum. Trotzdem bestimmten sie in den letzten Jahrzehnten den entwicklungspolitischen Diskurs in Deutschland maßgeblich mit.

Angesichts allgemeiner Sparmaßnahmen in der Kirche sah sich der Herausgeber, der Verein zur Förderung der entwicklungspolitischen Publizistik e. V., zum Handeln gezwungen. »Es geht darum, die ohnehin knappen Ressourcen zu bündeln und die Kräfte zu konzentrieren«, sagte Wilfried Steen, Vorsitzender des Vereins, bei der Vorstellung des neuen Magazins »welt-sichten«.

Obwohl der Untertitel »Magazin für globale Entwicklung und ökumenische Zusammenarbeit« lautet, soll »welt-sichten« laut Wilfried Steen nicht »zu kirchlich« werden. Man wolle Stärken aus den Vorgängern übernehmen und möglichst viele der bisherigen Leser und Abonnenten behalten. Zielgruppe sind Menschen, die sich für globale Fragen, Entwicklungsländer und die weltweite Ökumene interessieren.

Konrad Melchers, langjähriger Chefredakteur von »eins Entwicklungspolitik«, zeichnet für die Nullnummer des neuen Blattes verantwortlich. Er wird jedoch zum Jahresende das Feld für einen neuen Chefredakteur räumen. Mit der ersten Ausgabe von »welt-sichten« wird dann Bernd Ludermann die Chefredaktion übernehmen. Der Name des neuen Chefredakteurs ist einer der wenigen Unterschiede, die das Impressum von »welt-sichten« gegenüber dem Impressum von »eins Entwicklungspolitik« aufweist. Adresse, Telefonnummern, Korrespondenten und Mitarbeiter wurden übernommen. Das Magazin »welt-sichten« wirkt auf den ersten Blick dann auch wie »eins Entwicklungspolitik« mit neuem Layout. Die Dossier-Beilage zum Thema Freiwilligendienst folgt ebenfalls dem von »eins Entwicklungspolitik« bekannten Format.

Einen wunden Punkt der Nullnummer stellte Andreas Rosen von der Stiftung Nord-Süd Brücken heraus. »Was ist mit der Stimme des Südens?«, fragte er und regte an, nicht nur über den Süden zu schreiben, sondern auch Menschen aus dem Süden schreiben zu lassen. Die Macher gestanden diese Schwäche ein. Es sei jedoch angestrebt, das frühere Potenzial internationaler Autoren zukünftig auch für »welt-sichten« zu nutzen. Damit würde auch etwas mehr »überblick« in die neue publizistische Weltsicht kommen.

Das Magazin wird ab Januar monatlich erscheinen und pro Heft vier Euro kosten. Das Jahresabo kostet 36 Euro. Einen eigenen Webauftritt gibt es noch nicht.

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