Biomasse und Erdwärme auf dem Vormarsch

Regionalmesse in Husum präsentierte Technik und Finanzierung für erneuerbare Energien

  • Dieter Hanisch, Husum
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Nachfrage nach erneuerbaren Energien hält unvermindert an. Das wurde auf der viertägigen Regionalausstellung »new energy« in Husum deutlich, die Sonntag zu Ende ging.

Mehr als 12 000 Besucher informierten sich in Husum bei 150 Ausstellern über neue Energien. Die Zukunft von Windanlagen, Erdwärme, Biomasse und Solarkraft scheint vor dem Hintergrund des Abschieds von der Kernenergie und einer in der Bevölkerung immer geringer werdenden Akzeptanz für Kohlekraftwerken in der Tat rosig.

Für den Windsektor gilt das Label »made in Germany« inzwischen weltweit als anerkannter Qualitätsbeweis, kann Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie, berichten. Er ist zugleich Vizepräsident im Verband Erneuerbare Energien und weiß zu schätzen, dass Umweltbewusstsein inzwischen bei den Hausbesitzern angekommen ist. Bei aller Freude, dass es 2010 wohl erstmals deutschen Offshore-Strom geben wird, ist er geradezu überwältigt davon, wie viele Eigenheimbesitzer sich derzeit nach Mini-Windanlagen erkundigen,

Das technische Know-how war in Husum ebenso gefragt wie die intensive finanzielle Beratung über Hausbanken und EU-Fördergelder. Eine entscheidende Weichenstellung muss aber stets von der Politik geleistet werden. Auf Bundesebene werden finanzielle Bedingungen gesetzt, in den Kommunen baurechtliche Maßstäbe fixiert. Nach Albers' Ansicht ist man diesbezüglich nicht optimal aufgestellt, was er auch daran festmacht, dass andere Länder in Europa, aber auch die USA, an Deutschland vorbeiziehen.

Für eine Erfolgsgeschichte besonderer Art war Peter Vadasz aus Österreich angereist. Er ist Bürgermeister der 4000-Einwohner-Gemeinde Güssing nahe der ungarischen Grenze. In knapp zwei Jahrzehnten hat es der Ort geschafft, sich ausschließlich durch den Einsatz erneuerbarer Energien autark zu versorgen. Dank optimaler Nutzung von Sonne, Waldhackgut, Sägespänen, Gras, Klee, Rapsöl werden Nahwärme, Strom, Erdgas und Treibstoff erzeugt. Positive Folge für Güssing war die Ansiedlung von 50 Betrieben mit knapp 1000 Arbeitsplätzen. Jüngster Zweig ist der Umwelttourismus; wöchentlich strömen laut Vadasz rund 750 Besucher aus der ganzen Welt in den Vorzeigeort, um sich die Modellprojekte erklären zu lassen und die Anlagen in Augenschein zu nehmen.

Albers wies noch einmal darauf hin, dass das Umweltministerium für die gesamte Branche einen Anstieg der Arbeitsplätze von heute 240 000 auf rund 500 000 im Jahr 2020 prognostiziert hat. Damit hätte man dann sogar die Autoindustrie überholt. Für die im Sommer anstehende Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes wünscht sich Albers eine Anhebung der Stromvergütungssätze im Bereich Windkraft und Bioenergie. Da müsse den gestiegenen Rohstoffpreisen bei Stahl und Kupfer Rechnung getragen werden. Die Zurückhaltung von Investoren sei genau darauf zurückzuführen. Entsprechende Einbrüche hat es 2007 gegeben. Und auch für die Bundesnetzagentur hat der Energieverbände-Spitzenmann eine Botschaft: Diese müsse den Netzbetreibern mehr auf die Finger sehen. Nach wie vor genießen die Betreiber eine Monopolstellung, und dies hat zur Folge, dass dort wider aller Verpflichtung zu wenig investiert werde. Für das Einspeisen aus dem Windsektor müsse schnellstens eine bessere Infrastruktur zur Verfügung gestellt werden.

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