Klimawandel und Pollenflug

FU Berlin stellte neuen Kalender für Allergiker vor

  • Elfi Schramm
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Klimawandel hat in den letzten 24 Jahren auch die Pollenflug-Problematik für Allergiker verschärft. Die Birke blüht auf Grund der Erderwärmung früher und länger, die Ambrosie droht auch in Deutschland dauerhaft ansässig zu werden. Zur besseren Einschätzung hat das Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin jetzt einen neuen Patienten-Pollenkalender vorgestellt.

Deutschlandweit leiden ca. 30 Millionen Menschen an Allergien. Der »Pollenkalender 2008« informiert darüber, in welcher Jahreszeit und welchem Monat die höchste Pollenkonzentration vorkommt. Diese wird mit einer Pollenfalle ermittelt. Dabei saugt eine Pumpe eine definierte Menge Luft an, die dem Atemvolumen eines Menschen entspricht. Dieser Luftstrom wird über eine Haftfolie geleitet, die über ein Uhrwerk exakt weitergespult wird. So entspricht ein bestimmter Abschnitt auf der Folie jeweils einem bestimmten Zeitraum. Die Proben werden präpariert und unter dem Mikroskop ausgewertet. Aus der Anzahl der Pollenarten ergibt sich die Konzentration pro Kubikmeter Luft für diesen Tag.

Der Pollenflug ist vom Wetter abhängig. Bei kälterem Wetter mit viel Niederschlag ist er klein bis schwach. Er steigt mit zunehmenden Temperaturen und Wind. Deshalb sind auch nur windbestäubte Pflanzen wie Haselnuss, Erle, Birke, Gräser und Getreide sowie Beifuß und Ambrosia verantwortlich für Pollenallergien. Der Wind transportiert die leichten Pollen über kilometerweite Flächen. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Allergiker mit ihnen in Berührung kommt, sehr hoch. Bei anderen Pflanzen sind die Pollen zu schwer, um vom Wind transportiert zu werden, weshalb keine Al-lergiegefahr besteht.

Mit dem alljährlichen Blühbeginn der Birke zwischen Ende März und Mitte April beginnt schließlich die Hauptleidenszeit für Betroffene nach der kurzen Winterpause. Sie müssen sich auf einen massiven Pollenflug verschiedener windbestäubter Frühblüher einstellen. Den Höhepunkt bildet die Birkenblüte mit Attacken von oft tausenden Birkenpollen. Der Blühbeginn der Birke kann um bis zu vier Wochen schwanken.

Untersuchungen haben ferner ergeben, dass sich der Blühbeginn der Birke in Berlin in den letzten 24 Jahren um durchschnittlich zehn Tage nach vorn verschoben hat. Das Blühende hat sich im gleichen Zeitraum um zwei Tage nach vorn verschoben. Somit ist die Blütezeit im Schnitt acht Tage länger als noch Mitte der 80er Jahre. Maßgebend für den Blühbeginn ist der Temperaturverlauf im März. Die Mitteltemperatur dieses Monats ist über die letzten 24 Jahre um etwa 0,7 Grad angestiegen ist.

Strategien bei der Bekämpfung von Allergien betreffen die Aufklärung des Patienten und das Austesten beim Allergologen. Mit Hilfe des »Pollenkalenders 2008« soll der Patient sein körperliches Befinden über ein Jahr lang täglich ankreuzen. Die farbigen Spalten daneben stellen die durchschnittliche Pollenbelastung dar. Die Ergebnisse können dann mit dem Arzt persönlich besprochen werden, der dann eine geeignete Behandlung verordnet. Dabei wird der Körper stimuliert, eine Toleranz zu entwickeln. Die Überempfindlichkeit des Allergikers wird dadurch eingegrenzt.


Wann blüht was?

Pollenflugzeit der wichtigsten allergieauslösenden Pflanzen:

Haselnuss: Februar bis April
Erle: Februar bis April
Birke: März bis Juni
Gräser, Weizen, Gerste: April bis September
Roggen: Mai bis August
Ambrosie: Juni bis September
Beifuß: Juli bis September

Der Pollenkalender im Internet unter: www.met.fu-berlin.de
Die aktuelle Berliner Pollenflugvorhersage im Internet oder unter Tel.: (09001) 270 643

ES

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