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Skysail nimmt Fahrt auf

Lenkdrachen als Segel sparte auf Schiff 20 Prozent Brennstoff

  • Dierk Jensen
  • Lesedauer: 3 Min.
Mitte März ist die in Hamburg getaufte »Beluga Skysails« von ihrer Jungfernreise zurückgekehrt. Der 10 000-Tonnen-Mehrzweckfrachter legte in zwei Monaten die Route von Deutschland über Venezuela, die USA und schließlich Norwegen zurück. Die Erprobung des SkySails-Systems an Bord des Schiffneubaus wird von der EU mit rund 1,2 Millionen Euro gefördert.

Kapitän Lutz Heldt zog nach seiner Rückkehr ein positives Resümee, konnte doch seine Crew bei den ersten Einsätzen des zunächst 160 Quadratmeter großen Zugdrachens bei mäßigem Wind bereits bis zu 20 Prozent der Maschinenleistung ersetzen. »Damit haben sich unsere ursprünglichen Erwartungen an das System eindrucksvoll bestätigt«, freut sich Erfinder Stephan Wrage, der in Zukunft sogar 35 Prozent Kraftstoffreduzierung für möglich hält.

Als erstes Unternehmen weltweit hatte die Bremer Reederei Beluga ein kommerzielles Schiff mit einem Lenkdrachen der Firma SkySails ausgerüstet. Es soll den Antrieb energiesparend unterstützen. Ein am Bug befindlicher Te-leskopmast fährt den lenkbaren Drachen in die Höhe, wo er vom Wind entfaltet wird und zur Zeit 160 Quadratmeter Segelfläche zur Verfügung stellt.

Niels Stolberg, Geschäftsführender Gesellschafter der Beluga Shipping GmbH, räumt ein, dass er – wie viele andere in der Handelsschifffahrt auch – anfänglich sehr skeptisch auf das neuartige Antriebssystem reagierte. »Erst nach langen Diskussionen mit dem Erfinder des SkySails, Stephan Wrage, am Strand von Spiekeroog überzeugten mich Stück für Stück.« 2005 entschloss er sich dann, das SkySail-System auf einem Schiffsneubau zu realisieren. Kostenpunkt: 500 000 Euro. »Wir setzen darauf, dass wir dieses Investment schon nach drei bis vier Jahren amortisieren können«, gibt sich Stolberg zuversichtlich. Sieben Jahren hatte Stephan Wrage an der Entwicklung des inzwischen patentierten Produkts gearbeitet.

Der Verband Deutscher Reeder (VDR) interessierte sich bisher kaum für die Rückkehr der Windenergie in die Handelsschifffahrt. Erst seitdem die internationale Klimaschutzpolitik auch die Seeschifffahrt mehr und mehr in die klima- und umweltpolitische Verantwortung nimmt, kommt bei den Reedern und in der mächtigen International Marine Organisation (IMO) Bewegung auf. Das Nachdenken wird auch durch die explodierenden Treibstoffkosten befördert, die die Profitmargen bedrohen.

Welche Bedeutung die weiter stark wachsende Schifffahrt hat, zeigt sich allein durch die Tatsache, dass die globale Handelsflotte rund 100 000 Schiffe zählt. Sie emittiert knapp vier Prozent der weltweiten Treibhausgase. Das sind jährlich ungefähr 800 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Würde sich allein das SkySail in den nächsten Jahren in der Hochseeschifffahrt durchsetzen können, dann ließen sich nach Aussage von Wrage pro Jahr 150 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Das entspricht ungefähr 17 Prozent der in Deutschland emittierten CO2-Menge.

Doch das ist noch Zukunftsmusik. Kurzfristig gibt es erst wenige konkrete Aufträge, zwei davon sind von Beluga; zudem liegen Anfragen aus Indien, Indonesien und Thailand vor. Bis 2015 hofft Wrage dennoch rund 1500 Schiffe mit dem SkySail auszustatten. Will er das schaffen, muss er sich wohl noch auf etliche lange Strandspaziergänge mit diversen Reedern einstellen.

Infos unter: www.windschiffe.de

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