Gentech gegen Hunger?

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Gentech-Lobby meldet sich zu Wort. Der Unionschef im Bundestag, Volker Kauder, spricht den Agro- und Chemiekonzernen wie Monsanto, Novartis und Co. aus der Seele, wenn er sich dafür ausspricht, »die Gentechnik zu nutzen, um das Angebot der Nahrungsmittel zu erweitern.« Dass gentechnisch veränderte Pflanzen Ernteerträge zu steigern vermögen, ist weithin unumstritten. Zu glauben, dass die Gentechnik einen Ausweg aus der Hungerproblematik zu weisen mag, ist jedoch entweder naiv oder von Eigeninteresse geleitet. Der einzige Kontinent, der sich derzeit nicht selbst ernähren kann, ist Afrika – obwohl dort 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft arbeiten.

Seit 20 Jahren erzählen die Gentechkonzerne, dass die Welternährung sich vor allem mit Hightechsorten sichern ließe, die Dürre und salzige Böden vertrügen. Belege dafür blieben sie bis heute schuldig, zuletzt im Expertengremium des Weltagrarrates, dem die Gentechvertreter schließlich schmollend den Rücken kehrten, weil sie die Mehrheit der Wissenschaftler nicht überzeugen konnten.

In Afrika fehlt es an viel Banalerem: In Ländern wie Burkina Faso oder Tschad verfügt laut der Afrikanischen Entwicklungsbank nicht einmal ein Prozent der landwirtschaftlichen Fläche über ein Bewässerungssystem und trotzdem wird eine Selbstversorgungsquote von über 90 Prozent erreicht. Was fehlt, ist nicht Gentech, sondern Kapital für den Bau von Brunnen und Leitungen, für den Aufbau von Vertriebs- und Vermarktungsstrukturen. Doch in den letzten 25 Jahren hat der Norden den Anteil der Agrarhilfen an der Entwicklungshilfe von über 15 Prozent auf unter fünf Prozent heruntergefahren. Die Zeche zahlen nun die Armen im Süden.

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